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Hans Gerhard Biermann (1933-2023): Retabel aus St. Ursula in Bremen (1968)

Der Altarbereich wird von einem gewaltigen, über drei Meter hohen Monolith dominiert. Er differenziert sich in zwölf Blöcke, die auf einem dreiteiligen Sockel ruhen. Diese sind aus grob behauenem, geriffeltem Muschelkalk in einer einheitlich grauen Färbung, die damals bewusst Beton imitieren sollte. An den Außenseiten deuten Kerben die Tore der Stadt an: Deutlich sind oben drei auf den Kopf gestellte Rundbögen zu sehen, an beiden Seiten schließen sich wieder drei Tore an, also insgesamt neun. Die restlichen drei Tore der unteren Seite, wo der Sockel angrenzt, sind nicht ausgestaltet. An mehreren Stellen ist der Stein durchbrochen und gibt den Blick auf die warme, rötliche Klinkerwand im Hintergrund frei. Die Durchbrüche, die wie Tropfen aussehen, sollen die sieben Feuerfackeln (als Symbol der sieben Geister Gottes, Johannesoffenbarung Kap. 4, Vers 5-6) darstellen. Sie gruppieren sich um das vergoldete Lamm, mit sieben Augen und sieben Siegeln ausgestattet. Oben scheint es eine Krone zu haben, es sind jedoch die in der Offenbarung erwähnten sieben Hörner. Das Tier schwebt über einen weiteren Durchbruch, diesmal ein Quadrat mit gerundeten Ecken, in dem eine Scheibe aufgestellt ist. Auf dieser sind spiralförmig über fünfzig Bergkristalle eingearbeitet. Dieser Bereich ist der Tabernakel, der in das Retabel eingearbeitet wurde, aus ausdrücklichen Wunsch des damaligen Osnabrücker Bischofs Dr. Helmut H. Wittler.

Die Kirche St. Ursula wurde 1968 im Bremer Stadtteil Schwachhausen nach Plänen von Karl-Heinz Bruns fertiggestellt. Aus der Entstehungszeit ist der gesamte Chorraum mit dem Retabel, gefertigt vom Bildhauer Hans Gerhard Biermann (1933-2023) von den Kunstwerkstätten Maria Laach. Biermann leitete nach Lehre und Studium ab 1964, zusammen mit seinem Vater Alphons Biermann (1906-1977), die Abteilung für Stein- und Holzbildhauerei der Kunstwerkstätten der Abtei Maria Laach. Sakrale Werke sind in seinem Schaffen nur ein Bereich, von ihm sind vor allem Skulpturen im öffentlichen Raum, Brunnen, Ehrenmale und Medaillen. 1966 hatte der Künstler gerade den Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten, später folgten zahlreiche weitere Preise und Ehrungen.

Diethard M. Jansen, Karl-Heinz Bruns: St. Ursula Bremen-Schwachhausen, Bremen1969.
Unsere Gemeinde St. Ursula, Bremen, Bremen 1988.
25 Jahre St. Ursula: 1968-1993, Bremen 1993.
Arnulf Krause: Der Bildhauer Hans Gerhard Biermann: Retrospektive im Rahmen der 9. Kulturtage des Kreises Ahrweiler vom 25.10. bis 28.11.1999 in Maria Laach, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1999.

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tags: Retabel, Kalk, Hörner, Lamm, Bergkristall, Tabernakel, Bundesland Bremen
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