Vor uns haben wir vermutlich die erstmalige Darstellung des Neuen Jerusalem von Günther Danco (1912-2000). Über den Künstler ist noch immer kaum etwas bekannt, eine erstmalige Künstlerbiographie habe ich unten zusammengestellt. Fast ebenso unbekannt wie Danco ist auch die Johanneskirche in Steinbach (Oberfranken). Es gibt weder Fachliteratur noch einen Wikipediaeintrag (Stand Ende 2022). Dancos Fresko in der evangelischen Johanneskirche in Steinbach ist nicht nur die erste bislang bekannte Darstellung des Neuen Jerusalems dieses Künstlers, sondern vermutlich seine erste Freskoarbeit in einer Kirche überhaupt gewesen.
1955/1956 hat man die Johanneskirche errichtet. Anlass war, dass die Zahl der Evangelischen in dem Ort Steinbach durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Ostpreußen zunahm. Die Kirche entstand mit geringen Mitteln größtenteils in Selbsthilfe von Gemeindemitgliedern, so dass zu vermuten ist, dass damals wenig bis gar kein Geld für die künstlerische Ausgestaltung zur Verfügung stand. Damit war vor allem die Altarwand gemeint. Einen etablierten Künstler konnte man sich nicht leisten, doch Pfarrer Hans Nusch kannte ein Nachwuchstalent, welches hier eine Chance bekommen sollte: Günther Danco.
Schon bei dieser frühen Sakralkunst Dancos zeigt sich das Ungewöhnliche, das Exzeptionelle, das Eigenständige seiner Werke. Während Dancos Kollegen in den 1950er Jahren Engel wie auch Heilige fast immer todtraurig und bierernst darstellten, feiern die Engel Dancos das Leben wie einst im Barock; die Figuren strahlen und vermitteln eine positive Energie. Ungewöhnlich sind auch die sieben grünen Scheiben, die der Stadt vorgelagert sind. Hinter den Mauern, in denen die Engelsfiguren Wache halten, thront oben das Lamm Gottes. Von ihm ausgehend strömt das Lebenswasser nach unten, an den Seiten stehen insgesamt zwölf Bäume. Umschlossen ist beides von weißen Bauten, die noch im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten sind.
Links unten ist das Werk datiert und signiert. Zu der Stadtdarstellung gehört noch eine weitere Engelsfigur auf dem angrenzenden Wandfeld. Es handelt sich um den Engel mit dem Maßstab, der die Maße der Stadt abnimmt. Der Seher Johannes, nach dem die Kirche benannt ist, wurde von Danco übrigens nicht dargestellt.
Die Kirche soll zuverlässig geöffnet sein. Als ich nach telefonischer Absprache anreiste, waren die Türen jedoch verschlossen. Nach mehreren erneuten Telefonaten konnte noch ein Gemeindemitglied gefunden werden, welches neben der Kirche wohnte und dankenswerter Weise vorbeikommen konnte. Hier wurde ich, im fränkischen Dialekt, mit folgenden Worten begrüßt: „Sie sind der erste Vogel, der sich nach 35 Jahren die Kirche ansehen will!“
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Zum Künstler:
Günther Danco kam 1912 zur Welt. Er lebte und wirkte hauptsächlich in Franken und Bayern. Studiert hatte er in den 1930er Jahren an der Kunstakademie in München, und bereits aus dieser frühen Zeit kennen wir Zeichnungen und Gemälde im Stil der Neuen Sachlichkeit. Schon in diesen Jahren durfte er Persönlichkeiten porträtieren wie den Mediziner Dr. Karl Windstosser (1939). Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Danco sein Atelier in München. Hier entstanden Entwürfe für Fresken, Glasfenster oder auch Wandteppiche für evangelische Kirchen, so dass man vermuten darf, dass der Künstler der evangelischen Kirche angehörte. Vornehmlich in den 1960er Jahren entstanden Glasmalereien, hervorragende Beispiele haben sich in der Passionskirche München (1963), der Johanneskirche in der Altstadt von Feuchtwangen (1963) und in der Apostelkirche in Neuburg an der Donau (1964) erhalten. Auch als Buchillustrator ist Danco nachgewiesen, etwa in dem Kinderbuch „Das Märchen vom Schneider Siebentot auf einen Schlag“, welches 1947 im Bonner Verlag Schwippert erschien. Im Juni 1971 kam es zur ersten und anscheinend auch letzten Einzelausstellung zu seinen Gemälden. In dieser späten Schaffensperiode gestaltete er vor allem gesellschaftskritische Beiträge, wie das Gemälde „Revolution in Chile“ (1974) oder „Türkische Arbeiter in einer Volkswagen-Fabrik“ (1975). Verstorben ist Günther Danco im Jahr 2000.
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