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Günther Danco (1912-2000): Johanneskirche in Feuchtwangen (1963) und Apostelkirche in Neuburg (1964)

Günther Danco gehörte in den 1960er und 1970er Jahren zu den explizit gesellschaftskritischen Künstlern aus München-Schwabing; heute hingegen ist er sogut wie vergessen. Man kennt von dem 1912 geborenen Künstler einige Zeichnungen, Wandmalereien und eine Handvoll Glasfenster, die alle in evangelischen Kirchen Bayerns bzw. Frankens zu finden sind. Ist seine Werkzahl auch gering, so hat Danco doch mehrmals das Himmlische Jerusalem thematisch aufgegriffen. Es handelt sich dabei um die besten und wichtigsten Werke des Künstlers.
1963 entstand in der evangelischen Johanneskirche in der Altstadt von Feuchtwangen (Mittelfranken) das Fenster „Das himmlische Jerusalem“, über dem Eingang und der Empore, gegenüber dem Altarbereich. Es ist eine Arbeit nach einem Entwurf Dancos, ausgeführt von den Werkstätten Gustav van Treeck in München. Ungewöhnlich ist bereits die Musikgruppe vor der Stadt: nicht, wie traditionell, Menschen musizieren hier, sondern Engel mit blauen Flügeln. Über ihnen schwebt in einer feuerroten Gloriole ein quadratisches Jerusalem mit den üblichen Merkmalen der Gottesstadt. Auf dem Mauerwerk und auf den Türmen finden sich fünf schwarze Punkte, die auch heute noch Rätsel aufgeben.

Aus dem Kirchenschiff ist es unmöglich, das gesamte Fensterbild ungestört betrachten zu können. Entweder schieben sich Holzträger der Deckenkonstruktion horizontal durch das Bild, oder vertikal die Seile der Hängelampen.

 

Die jüngere Arbeit, ein Jahr später entstanden, findet man im Innenraum der evangelisch-lutherischen Apostelkirche in Neuburg an der Donau (Oberbayern). Sie wird wesentlich geprägt durch das große Altar-Fresko „Himmlisches Jerusalem“. Es ist das zentrale Werk Günther Dancos. Im Zentrum scheint das Himmlische Jerusalem aus dem Blau der Flut des Meeres oder dem Blau des Himmels aufzutauchen, das im oberen Bereich bis an die Decke stößt. Viele typische Merkmale der Gottesstadt sind vorhanden: drei Tore an den vier Seiten (davon zwei Seiten sichtbar), Perlen über den Toren, das Christuslamm in der Stadtmitte, der Lebensbaum und der Lebensstrom. Im Hintergrund streben Zacken nach oben, in denen man eine Bebauung sehen kann. Neben der Stadt ist rechts ein Engel zu erkennen, der den Maßstab anlegt. Auffällig sind seine weit ausladenden Flügel, die das Bild durchbrechen und rhythmisch zu geometrischen Dreieckssplittern in hellem Blau gesetzt sind. Sonne und Mond haben sich verdunkelt, sind aber noch zu erkennen. Viele Besucher der Kirche sehen im Blau einen die ganze Altarwand ausfüllenden Fisch, Symbol und zugleich Bekenntnis der Urchristenheit (Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter). Ein ursprünglich vorhandenes Feuerband in roten, orangefarbenen und gelben Tönen zum unteren Abschluss des Freskos wurde vermutlich schon in den 1970er Jahren mutwillig und irreparabel übermalt, was zeigt, wie wenig man die Kunst Dancos schätzte.

Pfarramt der Evang.-Luth. Kirchengemeinde (Hrsg.): Festschrift zur Einweihung der Evang.-Luth. Apostelkirche Neuburg, Donau, Neuburg an der Donau 1964.
Claus Bernet: Wandmalereien, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 17).

 

tags: Feuchtwangen. Mittelfranken, Oberbayern, Fisch, Wandfresko
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