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Apokalypsehandschrift aus Russland (19. Jh.)

Die erste Miniatur mit einem Bezug zum Himmlischen Jerusalem bringt fol. 34v. Links und rechts stehen isoliert noch Türflügel, doch eigentlich ist diese Pforte aufgesprengt, nämlich von dem zweiten Erscheinen Christi auf dem Thron, von wo aus er zu Gericht sitzt. Das Motiv der aufgesprengten Türflügel ist typisch für die Ostkirche und findet sich auch in anderen Buchmalereien sowie auf Ikonen.

Die dreifache Krone, das rote Gewand und die Physiognomie deuten auf Maria, die ja auch als Königin des Neuen Jerusalems gesehen wird, etwa auf zahlreichen spanischen Werken, beispielsweise „Mystica Ciudad de Dios“. Im Rahmen der Ostkirche ist die Tiara kein Papstsymbol, sondern ein Attribut Mariens. Sie ist umgeben von zahlreichen Bauten, wie man sie im frühneuzeitlichen Russland, etwa im Kreml oder Festungsbau des Zaren, vorfand. Unten ist auf fol. 140v noch Johannes auf Patmos eingefügt, der von einem Engel auf die Himmelskönigin verwiesen wird.

Typisch ostkirchlich ist auch das Motiv von fol. 160v, übernommen aus der Handschrift F.98 Nr. 662 der Russischen Staatsbibliothek zu Moskau: Mehrere Heilige nehmen das Abendmahl ein, angeführt von Maria, erneut im roten Gewand in der Mitte. Aus den Blöcken des Altars erwachsen Stadtmauern und formen das Himmlische Jerusalem. Die Mauern, an den Außenseiten teilweise ornamentiert, werden von Engeln in der Schwebe gehalten.

Das Motiv wird auf fol. 165v noch gesteigert. Auch hier wird gemeinsam Abendmahl gefeiert, doch die Gruppe der Teilnehmer ist erheblich angewachsen. Sie sind in Gruppen versammelt, die von Architektur gerahmt ist, was man an den blaugrünen Dächern über den Köpfen der Teilnehmer erkennen kann. Neben einigen Gruppen sind auch die Pfeiler zu sehen und es wird deutlich, dass wir hier Arkaden vor uns haben. Noch mehr von der Architektur, nämlich der Stadtmauer, sieht man ganz unten (dort auch zwei schmale Eingangspforten), und vor allem oben, wo die Mauer starke Vor- und Rücksprünge macht und den Zackenstil des 16. und 17. Jahrhunderts imitiert. Maria hat zwar weiterhin eine herausgehobene Position, aber in der Mitte der Stadt sind jetzt die drei Patriarchen versammelt. Ebenso findet sich auch wieder Johannes mit dem Engel, in kleinerer Darstellung, diesmal links oben über der Mauer.
Die Malereien gehören zu einer Handschrift der Apokalypse, die im 19. Jahrhundert in Russland entstanden ist. Sie ist Teil der Sammlung handgeschriebener Bücher von E. E. Egorova in der Russischen Staatsbibliothek zu Moskau, dort Signatur F.98 Nr. 659.

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tags: Russland, Apokalypsehandschrift, Maria, Zackenstil, Russischen Staatsbibliothek zu Moskau
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