In Müngersdorf im nördlichen Köln befindet sich die römisch-katholische Kirche St. Vitalis mit einem Jerusalems-Fenster. Es setzt sich aus drei schmalen Fensterbahnen zusammen, deren mittlere die beiden äußeren überragt. Sie befinden sich im rechten Seitenschiff des Gebäudes. Durch die Mauern Jerusalems ist es dem Künstler gelungen, die separaten Bahnen, die immer wieder durch Wandstreifen getrennt sind, zu einer Einheit zusammenzuführen. Zwar ist die Stadt aus kompositorischen Gründen kein Quadrat, aber die zwölf Tore sind zu finden: Es sind goldgelbe runde Flächen mit einem eingezeichneten Kreis in der Mitte. Rätselhaft ist die Grünfläche über der Stadt: Dies soll ein Engel sein, der nach unten verweist, mit einem blauen Gesicht und einem kleinen Maßstab rechts, der auf einen (Haupt?)Eingang der Stadt zeigt, gleichsam auf die Mitte deutet. Dort hat der Künstler in ein Tondo die Umrisse eines Lammes eingezeichnet, alles in einem Türkiston, wie bereits das menschliche Gesicht des Engels.
Das blaugrün leuchtende Fenster im Querschiff besteht aus farbigem Antikglas, Blei und Schwarzlot. Wilhelm Buschulte (1923-2013), der zuvor dieses Motiv zuvor bereits in Kerpen-Sindorf, Worms, Dortmund und in ähnlicher Form und Farbgestaltung vor allem 1962 in Werl aufgegriffen hat, schuf diese Arbeit zwanzig Jahre später 1982. Damit waren in dem Sakralbau, der den Zweiten Weltkrieg für Kölner Verhältnisse relativ gut überstanden hatte, die Kriegsschäden endgültig beseitigt. Gleichzeitig ist dieses Glasfenster eine Demonstration und wichtiger Zwischenschritt des organischen Stils der fließenden Formen von Buschulte, der zehn Jahre später in Hamm-Heessen (St. Marien) seinen Höhepunkt finden sollte.
Helmut Fußbroich: St. Vitalis in Köln-Müngersdorf, Köln 1993.
Annette Jansen-Winkeln: Wilhelm Buschulte. Künstler zwischen den Zeiten, Eitorf 1999.
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