Jesus begrüßt kleine Kinder im Himmlischen Jerusalem, welches im Hintergrund steil wie Wolkenkratzer in den Himmel ragt. Die Stadt ist eine weißgelbe Lichterscheinung, die Einzelheiten der Architektur, wie Fenster, Mauern oder Tore, nicht erkennen lässt. Die Zeichnung von Vernon Nye (1915-2013) erschien 1965 im zehnten Band der „Bedtime Stories“ (S. 191). Nye gehörte zu den Hauskünstlern der Review and Herald Publishing Association und hat an vielen Projekten künstlerisch mitgearbeitet. Er zählt zu den besseren Malern von „Bedtime Stories“ und war über zwanzig Jahre auch Lehrkraft am kalifornischen Pacific Union College.
Eine ähnliche, aber auch wieder andersartige Illustration von Vernon Nye gehört dem Adventisten-Verlag Review & Herald Publishing in den USA. Die Illustration ist unten rechts signiert, aber leider nicht datiert. Sie wird in den 1960er Jahren angefertigt worden sein, vielleicht als Alternativentwurf zu der vorherigen Illustration. Auch hier begrüßt Jesus eine Gruppe von Kindern. Er lädt sie ein, die ausladende Prunktreppe nach oben zu gehen und das Himmlische Jerusalem zu betreten. Diesmal ist die Architektur nicht lediglich eine Lichterscheinung, sondern ein tempelartiger Bau im Stil des Art déco. Daneben befindet sich eine Wand mit drei Arkaden, davor vermutlich eine Freifläche oder eine Piazza. Es sind die Villen der USA in den 1920er Jahren, wie in R. M. Eldridges: „Paradise Restored“ (1923).
Zum Künstler:
Vernon Nye wurde am 16. Dezember 1915 in Batavia (New York) geboren. Nach seiner Schulausbildung studierte er zunächst Mechanik, bildete sich aber autodidaktisch als Maler aus. Früh trat er der American Watercolor Society und der Society of Western Artists bei und besuchte in beiden Einrichtungen Malkurse, u.a. bei bei Eliot O’Hara, Roy Mason, Ted Kautzky und Harry Anderson, der ihn am stärksten beeinflusste.
Vernon lernte seine zukünftige Frau Nora Catherine Neffel bereits 1924 kennen, als sie noch Kinder waren. Sie heirateten 1938. Nora, geboren 1912, war Hausfrau und Verwaltungsassistentin. Ihre Kinder sind ein Sohn namens Gilbert und eine Tochter namens Paulette.
Nach einer erfolgreichen Karriere als Buchillustrator für die Review and Herald Publishing Association in Washington, DC, zog Vernon Nye mit seiner Familie nach Nordkalifornien. Er wurde dort Vorsitzender der Kunstabteilung am Pacific Union College und begann an der Küste von Mendocino Aquarellkurse zu unterrichten.
Nye hat hauptsächlich mit transparenten Aquarellen gearbeitet und gelegentlich deckende Farben hinzugefügt. Bei vielen Arbeiten verspürt er das Bedürfnis, dass das Bild eine Geschichte erzählt, daher sind oft szenische Figuren enthalten. Fischer, Camper, Bauern oder Strandspaziergänger werden oft zum Motiv seiner Aquarelllandschaften und biblischen Illustrationen.
In den letzten Jahren unterrichtete Nye Kunst an Universitäten in Riverside, Kalifornien, und am College Place, Washington. Als Dozent für Aquarellworkshops hat er Japan, Europa und Hawaii bereist und dort unterrichtet. Seine Aquarelle wurden an der Westküste in Ausstellungen der Society of Western Artists, an der Ostküste in den Jahresausstellungen der American Watercolor Society und in Galerien in Nord- und Südkalifornien ausgestellt. Nye hat viel zur kalifornischen Aquarellmalerei beigetragen und war einer der wichtigsten Künstler, die während der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an der Westküste aktiv waren. 2013 ist der Künstler, der auch der Adventistenkirche angehörte, mit 97 Lebensjahren in Fresno (Kalifornien) verstorben.
