Ein ähnliches Fenster wie in der evangelischen Reformationskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Worms fertigte der deutsche Glaskünstler Wilhelm Buschulte (1923-2013) ebenfalls im Jahr 1958 in der römisch-katholischen Kirche St. Foillan in Aachen an. Der Einbau war damals Teil des Wiederaufbaus des stark kriegszerstörten Sakralbaus. In St. Foillan schmückt das Himmlische Jerusalem seitdem das mittlere westliche Chorfenster. Es handelt sich um eine überaus schmale, hohe Fensterbahn, die aus drei Segmenten zusammengesetzt ist. Die schwarzen Rahmenlinien sind hier ausgeprägter als in Worms, die Farblichkeit hingegen wurde von Buschulte zurückgenommen und auf überwiegend verschiedene Blautöne reduziert. Man findet jedoch neben zahlreichen weißen auch immer wieder grüne und rote Farbsteine. Im unteren Drittel darf man das Edelsteinfundament vermuten.

Die eigentliche Stadt besetzt das Mittelteil mit einer rechteckigen Umfassung, die der schmalen Bahn wegen nicht quadratisch gesetzt werden konnte. Die Mitte markiert ein weißes Rund, traditionell der Platz des Zionsbergs oder des Lamm Gottes, wobei letzteres hier als freie Handzeichnung eingesetzt ist.
Das Beispiel zeigt, wie hinfällig konfessionelle Vorzeichen in der künstlerischen Ausgestaltung sein konnten, vor allem bei überwiegend abstrakter Darstellungsweise. Heute ist das Fenster längst unter Denkmalschutz gestellt und gilt als prägnantes Beispiel des Wiederaufbaus von Aachen nach 1945. Viele Besucher der Stadt kennen es, denn die Innenstadtkirche gegenüber dem Dom ist tagsüber für Besucher geöffnet und wird, nicht zuletzt ihrer Kunstwerke wegen, gerne aufgesucht.

Wilhelm Koch: Ein Künstler wurde 65, in:  Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 42, 1989, S. 46-49.
Annette Jansen-Winkeln: Künstler zwischen den Zeiten – Wilhelm Buschulte, Eitorf 1999.
Olaf Winkler: … in die Jahre gekommen: St. Foillan in Aachen, in: Deutsche Bauzeitung, 133, 1, 1999, S. 88-92.
Dirk Tölke. Florian Monheim: Kirchenkunst in Aachens Mitte: Kirchen und sakrale Räume im Gebiet der Pfarrei Franziska von Aachen, Regensburg 2012.