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Barbarossaleuchter aus dem Aachener Dom

In der zentralen Kuppel des Aachener Doms hängt der heute bekannteste Radleuchter, der sogenannte Barbarossaleuchter (1165/70). Die Kuppel des Doms hat eine oktogonale Grundform, was mit den acht Kreissegmenten des Leuchters korrespondiert. Befindet man sich direkt unter dem Leuchter, hat man einen freien Blick auf die Mosaikarbeiten der Kuppelinnenseite mit einem Motiv aus der Apokalypse: Man sieht Christus umgeben von den vierundzwanzig Ältesten, die vor ihm ihre Kronen absetzen. Erst mit dem Leuchter darunter versteht man jedoch die theologische Aussage dieser künstlerischen Konzeption.

Auf dem Leuchter wurde in einer lateinischen Inschrift der Außenbänder dieser harmonische Effekt betont. Auf der Inschrift wurde explizit auf das Himmlische Jerusalem als Vorbild des Leuchters verwiesen, dann ist auch der Stifter des Kunstobjekts, Barbarossa, genannt. Dieser, also Kaiser Friedrich I. und seine Frau Beatrix von Burgund, ließen den Leuchter einst zu Ehren der Gottesmutter Maria anbringen, der Schutzpatronin des Aachener Doms.
Der Barbarossaleuchter besteht aus vergoldetem Kupfer. Die 48 Kerzen des Leuchters wurden und werden noch heute an kirchlichen Hochfesten angezündet. Um den Reif mit insgesamt 16 Türmen (zwischen 58 und 64 Zentimeter hoch) zieht sich ein stilisierter Mauerkranz. Auf der Unterseite der Türmchen finden sich anspruchsvolle Gravierungen im Stile der Goldschmiedewerkstätten des Maastals, zumeist Darstellungen aus dem Leben Christi.

Die ungewöhnliche Anzahl von Türmen war notwendig, um das Achteck gleichmäßig zu bestücken. Auch an diesem Leuchter befanden sich an den Fensteröffnungen der Türme ursprünglich silberne Figuren, allerdings keine Heiligen, sondern gepanzerte und bewaffnete Ritter. Dieses Dekor ging im Laufe der Zeit verloren und wurde weder ersetzt noch rekonstruiert, auch nicht bei der letzten großen Sanierung des Leuchters von 1990 bis 1998.

Felix Kreusch: Zur Planung des Aachener Barbarossaleuchters, in: Aachener Kunstblätter, 22, 1961, S. 21-36.
Georg Minkenberg: Der Barbarossaleuchter im Dom zu Aachen, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, 96, 1989, S. 69-102. 
Herta Lepie: ‚Auf, werde licht, Jerusalem’: Der Barbarossaleuchter in der Restaurierung, Aachen 1997.
Herta Lepie, Lothar Schmitt: Der Barbarossaleuchter im Dom zu Aachen, Aachen 1998.
Hanna Wimmer: The iconographic programme of the Barbarossa Candelabrum in the Palatine Chapel at Aachen. A re-interpretation, in: Immediations, 1, 2, 2005, S. 24-39. 

 

tags: Mittelalter, Dom, Aachen, Rheinland-Pfalz, Barbarossa, Radleuchter, Kupfer
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