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Gislebertus: Tympanon der Kathedrale von Autun (um 1120)

Bekannt und in der Kunstgeschichte hochgeschätzt ist das Tympanon der Kathedrale von Autun. Wie viele gotische Kathedralen besitzt diese Kirche einen westlichen Haupteingang, der im Tympanon eine Darstellung des Jüngsten Gerichts zeigt. Geschaffen wurde das Werk vom Steinmetz Gislebertus zwischen 1120 und 1135. Der Name Gislebertus stammt von einer in Stein geschnittenen Signatur im Westtympanon zu Füßen von Christus: „Gislebertus hoc fecit“ („Gislebertus hat dies gemacht“). Einige Wissenschaftler halten diese Unterschrift eher für den Namen des Stifters, andere für den des Künstlers. Der Ausschnitt befindet sich links, zur rechten Seite Gottes bzw. von Christus. Das Himmlische Jerusalem ist an einer von 29 Einzelplatten angebracht, aus denen sich das Tympanon zusammensetzt. Noch zu erkennen sind fünf Arkaden, auf denen zwei Bögen aufsitzen. Personen schauen aus diesen Bögen nach außen. Drüber steht neben einer weiteren Arkade ein rechteckiges Gebilde, das die geöffnete Pforte der Gottesstadt darstellt. Verschiedene Engel sind vor der Stadt zu sehen, die eifrig damit beschäftigt sind, Seelen von unten nach oben in die Stadt zu retten. Die Menschen sind jedoch recht schematisch dargestellt, Alter oder Stand lassen sich nicht wirklich erkennen.
Die Halbplastiken, Ornamentteile, Aufschriften und Architekturdarstellungen sind stark verwittert, mehrfach ausgebessert und geben nur noch einen ungefähren Eindruck vom ursprünglichen Aussehen. Zudem hat das Tympanon seine einstige Farbe vollständig eingebüßt. 1766 wurde es nach teilweisen Zerstörungen sogar zugegipst, weil die Szenen der Endzeit nicht zum Aufklärungsoptimismus jener Zeit passten. Für die Erhaltung war diese Konservierung jedoch höchst förderlich, die nach der Französischen Revolution im Zuge der neuen Gotikbegeisterung wieder rückgängig gemacht wurde, was wiederum nicht ohne weitere Schäden abging, die man noch heute bei genauem Hinsehen erkennen kann.

Marthiel Mathews: Gislebertus Hoc Fecit, in: Gesta, 1/2, 1964, S. 22-28.
Denis Grivot, George Zarnecki: Gislebertus, sculptor of Autun, London 1965 (2).
Don Denny: The Last Judgment Tympanum at Autun. Its sources and meaning, in: Speculum, 57, 1982, S. 532-547.
Linda Seidel: Legends in limestone: Lazarus, Gislebertus, and the cathedral of Autun, Chicago 1999.
Über die Komposition des Weltgerichts-Tympanons in Autun, in: Willibald Sauerländer: Romanesque art. Problems and monuments, 1, London 2004, S. 223-267, S. 878-880.

 

tags: Arkaden, Tympanon, Romanik, Mittelalter, Autun, Frankreich, Bourgogne-Franche-Comté
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