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Arkadenjerusalem (19. Jh.)

Abweichend von den meisten Ikonen aus Russland oder der Ukraine präsentiert sich diese Arbeit, die im 19. Jahrhundert entstanden sein soll. Inhaltlich werden auf dieser Weltgerichtsikone die gleichen Szenen wie in den Jahrhunderten zuvor präsentiert, auch an den gleichen Positionen: Unten werden Verdammte von links nach rechts in die Hölle geführt, Monster, Feuer und eine große Schlange nehmen etwa die Hälfte der Fläche ein. Links unten ist der Ort des Pradieses, links oben der des Himmlischen Jerusalem. Beide Orte sind durch ein helles Band verbunden, auf dem Engel Gerettete nach oben befördern (Typus Fahrstuhlikone). Die Einzelheiten dieser Szene sind jedoch in einem südlichen, an den Byzantinismus erinnernden Stil gehalten. Auch die Farbwahl (kräftiges Ocker auf tiefem Rot), ohne echte Goldpartien, ist selten wenn nicht gar einzigartig. Im Himmlischen Jerusalem sitzen die Heiligen nicht in Dreiergruppen beim ewigen Abendmahl, sondern jeweils ein Heiliger steht isoliert in einer Arkade. Diese sind übereinander gesetzt. Die Mitte ist freigehalten. Hier ist ein Platz vor einem Torbogen, in dem links Maria und rechts eine männliche Figur stehen. Diese Person mit dem Kreuz ist der Gerechte Schächer, der sonst gerne auf Paradiesdarstellungen gezeigt wird, aber genauso gut in das Himmlische Jerusalem gehört. Im Hintergrund hat der unbekannte Künstler Palmen eingefügt. Diese sind das Symbol der Märtyrer, die bekanntlich ohne Gericht direkt in das Neue Jerusalem gelangen. Gleichzeitig sind die Palmen eine Reminiszenz an den Paradiesgarten, der auf dieser Ikone mit den gleichen Palmen geschmückt ist. Im Gegensatz zu früheren und vor allem westlichen Arbeiten wusste dieser Künstler, wie Palmen in der Natur aussehen.
Die Ikone aus Russland befindet sich heute in einer westlichem Privatsammlung.

Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Arkadenjerusalem, Byzanz, Weltgericht, Palme, Gerechter Schächter
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