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Ukrainisches Weltgericht aus Drohobytsch (1685)

Drohobytsch ist eine ukrainische Stadt an der Oblast Lwiw südlich der Bezirkshauptstadt Lwiw/Lemberg. Dort wurde im Jahr 1685 eine 211 x 132 Zentimeter große Ikone als Temperamalerei geschaffen, die als Beispiel einer Synthese zwischen byzantinischer Tradition und westlicher Einflüsse aus Bibelausgaben gilt. Heute befindet sich diese Arbeit im Nationalmuseum von Lwiw (Lemberg, Invtnr.: 2512/I-1978). Die Ikone ist überzogen mit figürlichen Darstellungen zu biblischen Geschichten vom Paradies bis zur Kreuzigung Christi.
Das Himmlische Jerusalem ist auf der Ikone oben links zu finden, auf dem Ausschnitt der Größe 80 x 55 cm. Man sieht eine hohe Mauer mit einem Rundbogentor, die dann nach hinten zwei Mal im stumpfen Winkel wegbricht. Einige Schmuckform der ansonsten kahlen Wand sind schwarz gefüllte Kreise. Die niedrige Dachlandschaft im Stadtinneren ist vielgestaltig und mehrfarbig. Die Stadt ist im Inneren noch ohne Bewohner, Engel oder Christuslamm und erinnert an spätantike Mosaike aus Rom, wie etwa an eine Jerusalemsdarstellung aus Santa Maria Maggiore. Vor dem noch geschlossenen Stadttor haben sich bereits einige Heilige eingefunden. Weitere Heilige kommen links wie in einem Fahrstuhl von unten nach (Typus Fahrstuhlikone). Diesen Heiligen wird von kleinen Teufelsgestalten ein Sündenregister vorgehalten, was jedoch nicht ausreichen wird, die Heiligen in die Hölle zu stürzen. Ganz im Gegenteil, oben links befinden sich Heilige und Teufel schon auf Augenhöhe mit dem Himmlischen Jerusalem.

Oleh Sydor: Ikona Strashnoho Sudo z Vil’shanytsi, in: Litopys Natsional’noho muzeiu u L’vovi, 7, 2, 2001, S. 79-89.
John-Paul Himka, Liliya Berezhnaya: The world to come, Cambridge 2014.

 

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