Čerín (deutsch: Tscherin) ist ein entlegenes Walddorf in der zentralen Slowakei unweit der Stadt Zvolen. Die dortige mittelalterliche Wehrkirche, der wichtigste und älteste Bau der Siedlung, ist bei Fachleuten für seine Wandmalereien bekannt und geschätzt. Es ist eine Malerei nach der Dreifaltigkeitskirche in Rákoš (um 1380), aber noch vor der Annakirche in Strazky (1510).
Heute ist St. Martin in Čerín , nach zwei Weltkriegen und sozialistischer Diktatur, eines der wenigen erhaltenen Beispiele für mittelalterliche Wandmalereien in diesem Kulturraum, der viele Jahrhunderte nach Österreich-Ungarn hin ausgerichtet war und einst zahlreiche solche Arbeiten vorzuweisen hatte.
Die Fresken an der Nordwand des Presbyteriums der Zeit um 1410 wurden von unbekannten Meistern angebracht, man vermutet Mönche aus der Steiermark. Die Malereien zeigen das Jüngste Gericht. Links, wie bei diesem Genre üblich, befindet sich das Himmlische Jerusalem. Es ist eine asymmetrische, geradezu wilde und gewagte Agglomeration von Bauteilen, die links einen Einblick in das Innere gewährt, wo sich mehrere Engel befinden. Rechts hat die Stadt eine Pforte in das Innere. Diese Pforte ragt steil nach oben und überragt die gesamte Stadt wie auch die Figuren vor ihr. Sie hat oben einen überdachten Söller – einzigartig in der Darstellung des Neuen Jerusalem. Vor der Pforte findet sich eine Gruppe Geretteter ein. Sie werden von einem rotgekleideten Engel begleitet, während ein Engel im weißen Gewand andere Menschen davon abhält, in die rettende Stadt zu gelangen.
Schon relativ kurz nach ihrer Entstehung wurden die Malereien in der Reformationszeit übertüncht und von P. J. Kern von 1929 bis 1931 wieder freigelegt. 1975 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung der Malerei.
Vlasta Dvořáková: Středověká nástěnná malba na Slovensku, Praha 1978.
Zita Janotkova: Cerin, Banská Bystrica 1994.
Karol Kahoun: Gotická sakrálna architektúra Slovenska, Bratislava 2002.
Dušan Buran (Hrsg.): Dejiny slovenského výtvarného umenia, Gotika, Bratislava 2003.