Weltgericht in Dauntsey (um 1480)

Im Verhältnis zum Kirchenraum ist das Wandgemälde der ursprünglich normannische Kirche St James in Dauntsey (Grafschaft Wiltshire in England) außergewöhnlich groß. Es ist auf Eichendielen aufgemalt und war über Jahrhunderte abgebaut und in der Kirche vergraben, hat sich jedoch erstaunlich gut konserviert. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Dielen aufgefunden. Auch unter sorgfältiger Restaurierung durch Betjeman Award im Jahr 2010 konnten nicht alle Schäden beseitigt werden. So sieht man hier deutlich die einzelnen Bretter, die aus Anlass der Restaurierung abgenommen, gesäubert und ein drittes Mal neu zusammengesetzt wurden.
Links ist das Himmlische Jerusalem dargestellt, in Form eines Kirchenbaus mit vielerlei Details, vor allem bei der Wiedergabe der Glasfenster. Diese zeigen keine Formelemente der Gotik, sondern sind bereits der Renaissance zuzuordnen. Vor lauter Detailfreude ist der Engel kaum zu erkennen, der von der Dachkante aus zum Jüngsten Gericht die Posaune bläst. Der Erfolg ist gering: Am Eingang haben sich lediglich drei nackte Personen eingefunden. Sie werden von einer übergroßen Person zweifach überragt, deren Haupt sogar noch höher als die dunkle Pforte im Hintergrund steht. Vermutlich ist es Petrus, der in seiner linken Hand einen wiederum übergroßen Schlüssel emporhält.

Tancred Borenius: A destroyed cycle of wall-paintings in a church in Wiltshire (Winterbourne Dauntsey Church) (Read 26 November 1931), in: The Antiquaries Journal, 12, 4, 1932, S. 393-406.
Church of St James the Great, Dauntsey, Wiltshire: dendrochronological analysis of the doom panel, Portsmouth 2006.
St James Church Dauntsey, Chippenham, Wiltshire, in: Church Building, 108, 2007, S. 8-11.

 

tags: Weltgericht, England, Holzmalerei, Restaurierung, Renaissance, Petrus
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