Diese äußerst preziös gearbeitete Zeichnung, die wie eine Porzellan- oder Ölmalerei erscheint, ist auf das Jahr 1601 datiert. Es handelt sich um einen Adelsbrief des Spaniers Arias Pardo de Cela und stammt von dem Maler Diego Gómez, der in Sevilla von 1598 bis 1614 nachgewiesen ist. Er war dort besonders dem Malerkollegen Francisco Pacheco verbunden, von dem wir mehrere Darstellungen der Maria Immaculata (Tota Pulchra) kennen.
Auf dem 33 x 22 Zentimeter großen Blatt sind die Symbole nicht, wie gewöhnlich, um eine stehende Marienfigur gereiht, sondern befinden sich ihr zu Füßen im Bildvordergrund aufgereiht. Dort finden wir sie in eine liebliche, bukolische Landschaft eingebettet, am rechten Rand auch eine Porta Clausa (clusa), also die Himmelspforte im geschlossenen Zustand. Es ist eine überaus realistische Wiedergabe, man kann sogar die einzelnen Kassetten auf der hölzernen Tür erkennen, ganz so wie bei Francisco Martínez. Ein weiteres Symbol mit Bezug zum Himmlischen Jerusalem ist hier leicht zu übersehen, da es die gleiche blaue Farbe wie der Hintergrund hat: In der Landschaftsszenerie wurde am entfernten Ufer eines Meers, eines Flusses oder eines Sees eine Stadt eingefügt. Sie zeigt sich mit Bergen und einer Bogenbrücke, was beides an die Illustrationen der Zwinglibibel erinnert. Wie üblich bei der Wiedergabe der Civitas Dei im Rahmen einer Lauretanischen Litanei wurde auf belebende Elemente, wie Apostel, das Lamm Gottes oder Engel verzichtet, auch Bewohner der Stadt wird man so gut wie nie finden. Allein eine (unbemannte) Galeone im Vordergrund ist ein Lebenszeichen, das Gómez von älteren Malereien der Maria Immaculata übernommen hat (von der „Virgin del Buen Aire“ aus der Kathedrale zu Lima oder aus dem Kloster Recoleta in Cusco). Die Pretiose ist heute Teil der Fundación Lázaro Galdiano in Madrid und zählt zur Dauerausstellung.
Claus Bernet: Maria Immaculata. Das katholische Jerusalem, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 14).