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„Virgin del Buen Aire“, Kathedrale zu Lima (1650-1700)

In Lima bildete sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Sondertyp der Maria Immaculata heraus, der als „Virgin del Buen Aire“ bezeichnet wird. Die Malereien dieses Typus sind sehr ähnlich, sie zeigen fast immer eine Himmelspforte mit dem Schriftband „Tota Pulchra“ und eine Civitas Dei, um eine stehende Marienfigur in einer neuartigen Pose. Die ersten Fassungen sind vermutlich vom identischen Meister, dessen Namen wir nicht kennen. Gleich drei dieser „Virgin del Buen Aire“ werden heute in der Kathedrale von Lima aufbewahrt. Welche davon die originale Fassung ist, und welche davon später entstanden, ist umstritten.
Die am besten erhaltene Fassung mit zahlreichen Details zeigt ein Himmelstor im kolonialen Stil im Rahmen einer Immaculata conceptio. Die barocke Pforte steht offen, ihre Architektur ist vielgestaltig und an neuspanischen Bauten orientiert. Sie befindet sich links neben einer Mariendarstellung. Die Civitas Dei befindet sich rechts unten von Maria. Der Maler hat sie detailreich gestaltet, vor einem Fluss oder Meer, welches von einem Schiff angesteuert wird.
Der unbekannte Meister fertigte dieses Werk in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an. Die Immaculata-Darstellung hat eine Gesamtgröße von 208 x 146 Zentimeter. Diese Fassung ist im Besitz des dritten Franziskanerordens Seglar in Lima. 

José Manuel Bermudez: Anales de la catedral de Lima, 1534 à 1824, Lima 1903.
Antonio San Cristóbal: El retablo de la concepción en la catedral de Lima, in: Historia y Cultura, 15, 1982, S. 91-108.
Luis Nieri Galindo: Pintura en el virreinato del Perú, Lima 1989.
Guillermo Lohmann Villena, Antonio San Cristóbal Sebastián, Rafael Ramos Sosa: La basílica catedral de Lima, Lima (2004). 

 

Es gibt eine weitere Fassung, die ebenfalls ein unbekannter Meister in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefertigt hat. Auch hier befindet sich ein Himmelstor im kolonialen Stil im Rahmen einer Immaculata conceptio links oben neben einer Mariendarstellung, auf dem beigelegten Spruchband als „Tota Pulchra“ bezeichnet. Auf dem gleichen Gemälde findet sich im unteren Bereich auch eine Civitas Dei in Gestalt einer spanischen Stadt. Anstatt hellen und rötlichen Farben basiert diese Malerei eher auf dunkler Tönung und gelben bzw. blau-schwarzen Farben.

Juana Gutiérrez Haces: Pintura de los reinos: identidades compartidas: territorios del mundo hispánico, siglos XVI-XVIII, Bd., 4, México City 2009.
Carol Damian: The virgin of the Andes. Art and ritual in Colonial Cuzco, Miami 1995.

 

Diese dritte Ölmalerei der „Virgin del Buen Aire“ aus der Kathedrale zu Lima in Peru unterscheidet sich kaum von den vorangegangenen Beispielen. Auch sie entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bei der Wiedergabe der Stadt rechts unten, zu Füßen der Marienfigur, hat der Maler sich an zeitgenössische Küstenstädte Spaniens gehalten, einschließlich einer spanischen Galeone im Vordergrund.

José Manuel Bermudez: Anales de la catedral de Lima, 1534 à 1824, Lima 1903.
Antonio San Cristóbal: El retablo de la concepción en la catedral de Lima, in: Historia y Cultura, 15, 1982, S. 91-108.
Guillermo Lohmann Villena, Antonio San Cristóbal Sebastián, Rafael Ramos Sosa: La basílica catedral de Lima, Lima (2004). 

 

Im Exerzitienhaus des Dritten Franziskanerordens in Lima befindet sich ein 207 x 145 Zentimeter großes Ölgemälde eines anonymen Meisters. Es ist eine Kopie derjenigen Fassung, die ebenfalls im Besitz des Ordens ist und in der Kathedrale von Lima ausgestellt ist (erste Fassung). Thema ist eine Darstellung der Maria Immaculata, die zum Typus „Virgen del Buen Aire“ gehört. Diese Fassung ist um 1675 entstanden und gehört zu den späteren Ausführungen.

Juana Gutiérrez Haces: Pintura de los reinos. Identidades compartidas: territorios del mundo hispánico, siglos XVI-XVIII, Bd. 2, México City 2008.

 

Diese letzte Ölmalerei mit dem Titel „Virgen del Buen Aire“ ist auf 1680 datiert, aber leider ebenfalls nicht signiert. Es handelt sich um eine Maria Immaculata, die links mittig eine kaum zu erkennende Himmelspforte zeigt, und links unten die Civitas Dei. Das Kunstwerk gehört zum Bestand von Ölmalereien des Kathedralmuseums in Lima.

Guillermo Lohmann u.a.: La basílica catedral de Lima, Lima 2004.

 

Eine andere Immaculata-Darstellung stammt aus dem römisch-katholischen Kloster Recoleta in Cusco (Peru), wo sich schon im 16. Jahrhundert eine eigene Malerschule herausgebildet hatte, Bernardo Bitti und Diego Quispe Tito sind die bekanntesten Vertreter. Die Schule war stark vom Katholizismus geprägt; vielfach wurde das Thema der Maria Immaculata aufgenommen. Der Maler dieser späten Fassung aus den letzten Jahren des 17. Jahrhundert ist leider namentlich nicht bekannt; das Bild zeichnet sich durch eine außerordentlich feine Malweise aus. Links neben der mittigen Marienfigur findet man eine Himmelspforte im Renaissance-Stil, die, wie üblich, auf Wolken steht und von der rechts stehenden Marienfigur angestrahlt wird. Sie hat einen nach innen gezogenen und dadurch schmalen Sockel und den für die Fassungen der Virgin del Buen Aire typischen Segmentgiebel. Darunter ist am unteren Bildrand die Civitas Dei als zeitgenössische Hafenstadt eingefügt. Blickfang ist jedoch auch hier das Schiff vor der Stadt. Die spanische Galeere hat die Segel eingezogen, die roten Flächen sind in Wind flatternde Fahnen. Am Schatten, der Position und den Wellen erkennt man, dass sie sich auf die Stadt zubewegt – das Schiff hat in der Jerusalems-Ikonographie eine lange Tradition und symbolisiert den Glauben und das Gottvertrauen, eines Tages bei richtigem Verhalten den sicheren Hafen zu erreichen.

 

tags: Maria Immaculata, Porta Coeli, Civitas Dei, Kathedrale Lima, Kolonialstil, Galeone, Franziskaner, Peru, Exerzitienhaus, Diözesanmuseum
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