Die neoklassizistische Wallfahrtskirche Nuestro Señor in Chalma („Unser Herr“ in Chalma, Mexiko) wurde im Jahr 1683 vom Mönch und Architekten Diego Velázquez de la Cadena (1668-1753) erbaut und im Jahre 1721 von dem Mönch Juan de Magallanes erweitert. Im Inneren der Sakristei befinden sich großformatige Ölmalereien anonymer Maler, die vor allem darauf ausgerichtet waren, von den Massen der Pilger und Pilgerinnen bestaunt und bewundert werden zu können. Die Malereien sind aus mehreren Leinwänden zusammengenäht und haben eine Größe von bis zu 14 x 20 Meter. Eine gewaltige Malerei des Himmlischen Jerusalem, die vielleicht größte, die jemals in Nord- oder Südamerika angefertigt wurde, besteht aus neun aneinandergefügten Leinwänden. Sie bedecken die gesamte Wand einer Seitenkapelle. Bei dem Gemälde handelt es sich um eine Kombination von Paradiesgarten, Marienverehrung und Himmlischem Jerusalem. Die Darstellung der Stadt erinnert an einen Kupferstich der „Historiae Biblicae“ (1748) der Gebrüder Klauber, die auch in Mexiko nachgewiesen ist. Die Verbindung zu Maria als Himmelskönigin verweist hingegen auf die Fassung Mystica Ciudad aus dem späten 17. Jahrhundert.
Im tief gelegenen Vordergrund erscheint eine quadratische Umfassung mit zwölf offenen Portalen. Über jedem Portal wacht ein aufrecht stehender Ordensvertreter der Augustiner, auch Frauen. In der Mitte befindet sich Maria. Sie ist von einem Kreis umgeben, der wie die Hecke oder die Brunnenfassung eines Gartens aussieht – eine Anlehnung, die kurz zuvor von Christoph Thomas Scheffler und seinen Nachfolgern (darunter erneut Klauber) bekannt gemacht wurde. Johannes der Seher und ein Engel, der ihn auf diese Anlage hinweist, sind im Bild rechts unten angebracht.
Antonio R. García: Fray Diego Velázquez de la Cadena, in: Anuario de Estudios Americanos, 46, 1989, S. 173-194.
Antonio R. García: Civitas Dei et novus orbis, in: Anales del Instituto de Investigaciones Estéticas, 72, 20, 1998, S. 5-37.