Das „Heures a lusaige de Romme tout au long sans riens requerir“ ist eine Arbeit, die im Jahr 1510 in Paris entstanden ist, in der dortigen Werkstatt und Druckerei von Gillet Hardouyn, wo man sich auf Stundenbücher spezialisiert hatte. Vorlage war eine Ausgabe von Simon Vostre, die man etwas verfeinerte und hochwertiger ausführte. Seit 1929 ist das Stundenbuch im Besitz der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Signatur Ant. 76).
Links neben der stehenden Marienfigur ist die Himmelspforte zu sehen, rechts unten die Gottesstadt. Alle Architekturen, einschließlich des Davidturms, sind ähnlich als zweitürmige Schlossanlage mit rotbrauner Fassade und blauen Dächern gestaltet. Die farbige Illustration befindet sich ganzseitig fast am Ende des Buches. Es existiert keine durchgängige Seitenzählung, in diesem Fall gibt es rechts unten auf der Seite jedoch eine Paginierung /mi/, auf der folgenden Seite die Angabe /mii/.
In dem Buch gibt es noch einen einfachen Holzschnitt, der ebenfalls das Himmlische Jerusalem präsentiert, mit einem Engel vor einer Pforte. Man findet die schmale Zeichnung an drei verschiedenen, nicht nummerierten Seiten, jeweils als Marginalzeichnung bei den Randleisten. Die Pforte scheint offen zu stehen, links könnte eine gedrechselte Säule angedeutet sein. Über der Pforte, bereits im Stadtinneren, haben wir einen kastenartigen Bau mit drei Toren, dahinter zahlreiche Bauten mit schmalen Türmen, die die vertikale Tendenz der Zeichnung verstärken.
Von diesem Stundenbuch gibt es mehrere Fassungen, die sich vor allem in der Kolorierung unterscheiden. Wie stark dies der Fall sein kann, zeigt ein Blatt L2 (21 x 13 Zentimeter), welches um 2020 auf dem Kunstmarkt auftauchte und inzwischen versteigert wurde. Entstehungsort und Entstehungszeit sind auch hier Paris um 1510. Es gehörte zu einem Band, der vermutlich absichtlich zerstört wurde, um für die Miniaturen einzeln einen höheren Preis zu erzielen. Die lateinischen Schriftbänder beider Miniaturen weisen eine sehr hohe Kongruenz auf, so dass man von dem gleichen Kalligraf ausgeht. Die Kolorierung der Symbole ist leicht verändert, so findet man statt dem satten Braun ein helleres Beige. Es gibt bei genauerer Betrachtung feine Unterschiede, etwa sind die Blumenblüten einmal rot, einmal blau, die Dächer zunächst einheitlich blau, dann blau-rot im Wechsel. Vermutlich war eine ganze Truppe von Malern mit diesen Illustrationen beschäftigt. Da die Farbe oft den Rand überstreicht kann man sehen, wie schnell es gehen musste. Wie hoch die Auflage dieses Stundenbuchs war, vermag niemand mit Sicherheit zu sagen. Immerhin ist mit zwei Funden ein Anfang gemacht, vielleicht waren es hundert oder tausend Exemplare, von denen sich eine noch unbekannte kleinere Zahl erhalten hat. Auch dieses Exemplar, welches sich seit der Versteigerung wieder in einer Privatsammlung befindet, ist der weiteren wissenschaftlichen Analyse entzogen.
A Párizsi Hórás-Könyv. Kisérótanulmány a Magyar Tudományos Akad. konyvtára ant. 76 jelzetú, a Párizsi Gillet Hardouyn Múhelyében, Budapest 1985.
Csaba Csapodi (Bearb.): Ein Pariser Stundenbuch. Einleitung zur Faksimileausgabe des in der Werkstatt von Gillet Hardouyn zu Paris gedruckten und mit kolorierten Holzschnitten geschmückten Stundenbuches aus dem Jahr 1510 (…), Budapest 1988.