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Werke von Hildegard Bienen (1925-1990) in der Klosteranlage Marienthal bei Hamminkeln (1976 bis 1990)

Die Klosteranlage von Marienthal bei Hamminkeln ist so etwas wie ein Freilichtmuseum der Kunst von Hildegard Bienen (1925-1990). Bienen hatte zu Marienthal einen besonderen Bezug. 1950 besuchte sie erstmals den Pfarrer Augustinus Winkelmann (1881-1954) in Hamminkeln-Marienthal, um ihm ihre Arbeiten zu präsentieren. Winkelmann hatte die Pfarrkirche und Klostergebäude in Marienthal von den 1930er Jahren bis zu seinem Tod zu einer bedeutenden Begegnungsstätte für junge Künstler mit einem Schwerpunkt in der Sakralkunst gemacht, die weit über den Niederrhein hinaus ausstrahlte. Bienen war 1967 an diesen Ort gezogen, wo sie sich im eigenen Haus ein Atelier einrichtete, in dem sie als Freischaffende für die Ausstattung von mehr als hundert Kirchen am Niederrhein und weit darüber hinaus tätig wurde. Zahlreiche Wandmalereien, Fenster und vor allem Grabmäler wurden hier von Bienen entworfen und hergestellt. Sie verstarb am 20. März 1990 und wurde am 24. März auf dem Marienthaler Friedhof in der Nähe des Portals der Friedhofskapelle, ihres letzten großen Werks, bestattet. Schon seit geraumer Zeit plant Marienthal die Einrichtung eines Museums für moderne Kunst, das hauptsächlich die nachgelassenen Gemälde und Zeichnungen von Hildegard Bienen aufnehmen soll.

 

Unter den Werken Bienens in Marienthal befinden sich auch solche mit Darstellungen des Neuen Jerusalems. In der Kirche ist dies innen noch nicht der Fall, jedoch findet man an der Außenfassade ein für das Thema relevantes Werk. Es handelt sich um eine Grabplatte für das Familiengrab von Anton Lensing. Sein Grabmal ist ein Wandplatte aus Bronze (Gesamtgröße 88 x 70 Zentimeter) aus dem Jahr 1983. Seitlich des Lammes ist hier der Heilige Antonius abgebildet, der Namenspatron des Verstorbenen. Diese Arbeit ist übrigens eine Kopie einer Kreuzwegstation aus St. Barbara in Oberhausen (1979).

 

Unmittelbar am Friedhof steht die kleine Friedhofskapelle von 1979. Vier der sechs Oberlicht-Glasfenster aus Antik- und Opalglas mit Prismen zeigen jeweils drei der Tore des Neuen Jerusalem( 1,40 x 0,52 Meter). Durch die horizontale Form der Fenster bot es sich an, den Lebensfluss prominent darzustellen, der sich hier breit zu beiden Seiten der Stadt in einem Strom an den Rand der Fenster bewegt und sie miteinander verbindet. Die Stadt ist jeweils mit drei eng aneinander gesetzten Tortürmen markiert. Um sie herum sind immer wieder weißliche transparente Kreise zu finden, die an die Perlen der Stadt erinnern. Um die Stadt sind größere Scheiben in Rot und in Orange gesetzt: die Stadtmauer Jerusalems.

Gut zehn Jahre später beauftragte man die gleiche Künstlerin, die beiden Flügel des Eingangstors zur Kapelle zu gestalten (2,10 x 1,77 Meter). Es wurde eines der letzten Werke der Künstlerin. Bienen entschied sich auch hier für das Himmlische Jerusalem, aber in einem ungewohnten Kontext. Die Gestaltung der Gottesstadt auf dem linken Türflügel oben nimmt Bezug auf ein Glasfenster von Bienen in der Kirche St. Paul in Bocholt. Die hiesige Fassung ist aber wesentlich ruhiger und auf das Wesentliche konzentriert. Auch hier ist in der Mitte Christus als Lamm dargestellt, und von ihm gehen die Paradiesströme aus. Sie schieben sich als horizontale Balken über und unter das Lamm, um dann nochmals in Kreisform die Stadt zu umrunden.

 

Der Friedhof in Marienthal bei Hamminkeln besitzt auch das bislang einzige Kriegsdenkmal in Deutschland mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem. Es handelt sich um eine aufgehängte Steinplatte aus Basaltlava, in die 1976 auf der Vorderseite zwei Bronzeplatten eingefasst wurden. Im unteren Teil sind die Namen von Gefallenen des Zweiten Weltkriegs angeführt, die aus der Umgebung von Marienthal stammen. Darunter die Worte: „Sie sind in Gottes Hand + Du geh hin und verkünde das Reich Gottes“ (Buch Weisheit 3, 1; Lukasevangelium Kap. 9, Vers 60). Darüber hat Bienen einen zweiten, kleineren Bronzeeinsatz in Form eines Vierpasses gesetzt. Auf diesem sind die zwölf Tore der Stadt moduliert, in der das Lamm auf dem versiegelten Buch steht. Insbesondere die Tore, die trotz Türen und kleiner Fenster als massive Blöcke gearbeitet sind, verleihen dem Relief eine rhythmische Struktur und ernste Feierlichkeit. Ob aber das Himmlische Jerusalem ein geeigneter Ort zum Aufenthalt von Wehrmachtssoldaten ist, darf bezweifelt werden.
Die hier aufgelisteten Soldaten sind nicht etwa in Marienthal bestattet, sondern auf Soldatenfriedhöfen verteilt über ganz Europa:
-Hermann Brömmel
-Hermann Cluse
-Paul Dücker
-Wilhelm Dücker
-Johann Gernemann
-Hermann Hartmann
-Felix Hartmann
-Alois Hessling
-Heinrich Hessling
-Gerhard Lbiers
-Theodor Lichtenberg
-Johann Nienhaus-Hornemann
-Theodor Nienhaus
-Wilhelm Nienhaus
-Friedrich Paus
-Ewald Pass
-Johann Pollmann
-Wilhelm Pollmann
-Karl Schluis
-Wilhelm Schluis
-Bernhard Sondermann
-Hugo Sondermann
-Josef Stenert
-Wilhelm Tewordt
-Bernhard Ansing
-Johann Hessing
-Paul Pollmann
-Bernhard Steffens
-Johann Stegemann
-Hubert Steinkamp.

Nur selten wurde die biblische Friedensstadt in einen militärischen Bezug gesetzt; es gibt noch andere Beispiele aus der Kreuzzugszeit oder aus dem Dreißigjährigen Krieg. Dieses Himmlische Jerusalem strahlt aber eine geschlossene Harmonie und Friedlichkeit aus, die im Kontrast zu jedem kriegerischem Tun steht.

Heinz Dohmen: Hildegard Bienen, Recklinghausen 1991.
Martin Segers: Der Friedhof an der Klosterkirche Marienthal, Regensburg 2003.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).

 

tags: Hildegard Bienen, Niederrhein, Friedhof, Kapelle, Friedhofkapelle, Bronze, Grabmal, Kloster
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