Der Tabernakel der römisch-katholischen Kirche St. Adelheid in Müllekoven, eine Ortschaft von Troisdorf im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis, fand im Chorabschluss seinen endgültigen Aufstellungsort.

Dort ruht er fest auf einer ein Meter hohen Rundsäule, aus der seitlich Blätter entsprießen und den Tabernakel an zwei Seiten einfassen (ähnlich wie ein Tabernakel aus München). Die Bronzeverkleidung des Objekts misst bis zur Giebelspitze 60 Zentimeter, an den Seiten 50 Zentimeter und zeigt die Stadt Gottes mit allen wesentlichen im Bibeltext genannten Erkennungsmerkmalen: Den Thron in Form eines Stuhles innerhalb der Stadt, das darauf ruhende Lamm Gottes, den Lebensbaum mit seinen zwölf Früchten oben sowie den Lebensfluss mit stilisierten, gekräuselten Wasserwellen unten. Im Inneren der Stadt sind zahlreiche Grabsteine versammelt – eine äußerst ungewöhnliche und provokative Interpretation der Stadt der Auferstehung und des ewigen Lebens. Umschlossen ist dieser Friedhof von zwölf massiven Rundtürmen, in einer ebenfalls seltsamen, dem Schrifttext der Bibel widersprechenden Reihung: vorne und hinten befinden sich vier Türme, an den Seiten jeweils zwei (vgl. dazu eine Kupferstich um 1760). Diese Reihung überrascht, da die Stadt ja nicht als Quadrat gezeigt wird und an den zwei Seiten mehr Platz vorhanden ist als oben und unten. Die Tortürme erinnern an frühneuzeitlichen Festungsbau oder an moderne Schutzbunker. Der Künstler dieser wohl einmaligen Interpretation war der Kölner Sepp Hürten (1928-2018), der sich auf Sakralarbeiten für die Bistümer Köln, Trier und Paderborn spezialisiert hatte. Im Prinzip zitierte Hürten in Müllekoven ein Steinrelief des Neuen Jerusalem, welches der Künstler bereits 1964 in Mödrath geschaffen hatte.

Heinrich Brodeßer: Die Filialkirche St. Adelheid zu Müllekoven, in: Troisdorfer Jahreshefte, 33, 2003, S. 3-10.
Norbert Orthen: Zum Tod von Sepp Hürten, in: Altenberger Blätter, Odenthal-Altenberg, 73, 2018, S. 53-56.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).