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Hermann Gottfried (1929-2015): Ehemalige Chorwand von St. Johannes in Gladbeck (1977)

Seit dem 11. Februar 1979 war die römisch-katholische Johanneskirche in Gladbeck um ein Kunstwerk reicher. Die insgesamt 87 Quadratmeter große Chorwand vom dem Maler Hermann Gottfried (1929-2015) aus Bergisch-Gladbach wurde an diesem Tag feierlich eingeweiht. Der Künstler hatte die Wand in den Jahren 1978/79 in Farbe kompositorisch gestaltet, ausgehend von dem Wort des Sehers aus der Offenbarung des Neuen Testaments: „Ich hatte eine Vision: Da war eine offene Tür am Himmelstempel“. Durch diese offene Tür soll der Betrachter bzw. die Betrachterin wie durch den Lettner einer mittelalterlichen Kirche gleichsam auf die letzten Geheimnisse schauen. Der Künstler meinte dazu: „Die Arbeit in St. Johannes war von vielerlei Schwierigkeiten geprägt. Vor allem die Farben wollten lange nicht zusammen passen, je nach Lichteinfall waren sie zu dunkel, dann wieder zu hell. Die Stadt strahlt ja aus sich selbst heraus, und das empfand ich als kaum zu lösen. Letztlich ergaben dann die hellen zu den dunkeln Partien einen Kontrast, den ich, aber auch die Mitglieder des damaligen Gemeindeausschusses, als befriedigend empfanden“.
Im oberen Bereich des Bildes waren die „lebenden Wesen“ zu sehen, schwebende Engel, wie sie Gottfried auch anderswo einsetzte. Darunter befanden sich musizierende Engel und zahlreiche Heilige, wie Maria, Maximilian Kolbe, Theresia von Lisieux, Franz von Assisi und Johannes der Täufer, der Patron der Kirche. Neben Johannes standen noch Petrus, Paulus sowie der Evangelist Markus. Auf der linken Seite, in mittlerer Höhe, wurden absichtlich drei unbekannte Heilige dargestellt.

Seit 2022 ist Gladbeck um ein Kunstwerk ärmer. Das große Grundstück, auf dem die Kirche sich einst befand, wurde vom Bistum verkauft, aktuell werden dort Wohnungen errichtet. Das Essener Bistum ist gnadenlos im Schließen und Verkaufen der Kirchen und Kapellen, das belegt eine genau dokumentierte Liste ihrer Kirchenschließungen. Man fragt sich, wann endlich der Essener Dom an der Reihe ist. Gleichzeitig bringt der Verkauf vieler Grundstücke in Innenstadtlage sowie die Einsparung von Personal, Versicherung, Heizkosten etc. dem Bistum einen Geldsegen ohne gleichen. Jede Kirchenschließung ist ein finanzieller Gewinn, über den die Kirche freilich nicht viel Aufehehns macht, sonder stets ihre Schritte „bedauert“. Trotz des Bedauerns ist es nicht gelungen, Kunstwerke wie diese aus dem Gebäude auszubauen und anderswo einer Nutzung zuführen. Hermann Gottfried hat die Zerstörung seiner Arbeit zum Glück nicht erfahren müssen; der Künstler ist 2015 in Neuwied verstorben.

Pfarrei St. Johannes (Gladbeck) (Hrsg.): 25 Jahre St.-Johannes-Gemeinde zu Gladbeck (1979). 

 

tags: Ruhrgebiet, Fresko, Arkaden, Licht
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