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Franz Nagel (1907-1976): Wandgestaltung der Christkönigskirche in Dillingen (1964)

Die Christkönigskirche in Dillingen an der Donau wurde 1962 als römisch-katholische Kirche geweiht. Der Bau entstand durch die Regens-Wagner-Stiftungen, einer bedeutenden karitativen, im Jahre 1847 gegründeten Einrichtung. Noch heute ist die Kirche direkt mit einem Altenheim verbunden und wird von Senioren und Seniorinnen genutzt, ansonsten wäre der Bau bereits profaniert worden.
Die von Sr. Animata Probst gestaltete Krypta unter der Kirche birgt übrigens die Gebeine des Gründers der Regens-Wagner-Stiftungen, während der Kirchenraum damals für Gottesdienste einer Taubstummengemeinde gedacht war. Die Stirnwand zeigt das großes Fresko „Himmlisches Jerusalem“, und in einer Konche ein weiteres Apsisfresko mit dem Titel „Das Lamm mit den sieben Siegeln“. Beides ist vom Künstler Franz Nagel (1907-1976) 1964 fertiggestellt worden, also noch kurz vor seiner ähnlichen Wandgestaltung im Kardinal-Döpfner-Haus in Freising. In Dillingen wurden die ausführenden Arbeiten von seinen Schülern geleistet, darunter Gebhard Schmidl, Rainer Wittenborn, die Franziskanerin M. Animata Probst und Ebtehag Becheir. Es ist ein seltener Zufall, dass man hier einmal die Namen der ausführenden Kräfte kennt und sie würdigen kann. Nagel kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach München zurück, wo er 1947 als Professor für Malerei und Graphik an die Akademie der Bildenden Künste berufen wurde. Er war in der Zeit von 1960 bis 1963 ihr Präsident und gehörte von 1969 bis 1971 dem Präsidialkollegium an. 

An der Stirnwand irritiert das düstere Grau, welches kaum zu einem Himmlischen Jerusalem zu passen vermag. Damals versuchte man absichtlich, Beton zu imitieren. Die Idee war, laut Nagel, das Himmlische Jerusalem wie eine Stadt zu zeigen, die aus dem Flugzeug zwischen den Wolken kurz sichtbar wird. Wie ein Spinnengewebe ziehen sich Marmorierungen über die Oberfläche, nur gelegentlich durch Farbflecke unterbrochen, die an die Edelsteine des Himmlischen Jerusalem erinnern. Jeder der auf dem Fresko abgebildeten zwölf Edelsteine ist von einem hellen, unregelmäßigen Rahmen umgeben, von dem vielfältige Adern und Linien über die umgebende Fläche ausstrahlen. Die mittige, tiefe Konche mit dem Lamm vor rotem Hintergrund mutet wie ein gewaltiges Tor der Stadt an. Auch auf den Lebensbaum wurde nicht verzichtet, man findet ihn an der äußeren rechten Seite als grünes Geäst vor einer Marienfigur, die hier als apokalyptische Frau präsentiert ist.

Wilhelm Hummel, Peter B. Steiner: Christkönigskirche der Taubstummenanstalt Dillingen (Donau), München 1966.
Der Monumentalmaler Franz Nagel: 1907-1976. Aschermittwoch der Künstler, Augsburg 1979.
Karl Pörnbacher: Die Kirchen von Regens Wagner in Dillingen/Donau, Lindenberg 2007.

 

tags: Franz Nagel, Schwaben, Bayern
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