Maria Immaculata aus der Kathedrale von Palma (1601)

Wenngleich Frankreich unbestritten das Zentrum der steinernen lauretanischen Litaneien war, so haben sich doch in den angrenzenden Ländern weitere Beispiele erhalten. Eines davon kann man in der römisch-katholischen Kathedrale von Palma auf Mallorca finden. Das dortige Tympanon der Porta Major von 1601 fertig gestellt und feierlich eingeweiht worden. Es ist mit fünfzehn einzelnen Marienattributen ausgestattet worden und hat die Überschrift „Tota Pulchra“. Es sind halbplastische Aufsätze, die sich in ihrer hellen irdenen Farbe deutlich vom violetten Hintergrund abheben, der übrigens völlig ungeschmückt blieb. Diese Art von Arbeit hat auf dem spanischen Festland keinen direkten Vorläufer, es muss sich um eine Ausführung eines einheimischen Künstlers handeln, der Mut zu Neuem und Eigenständigkeit hatte. Links unten, an der rechten Seite, befindet sich die Civitas Dei, bei der die Häuser direkt aus der Stadtmauer wachsen. Es wurde darauf verzichtet, einen oder mehrere Bauten herauszuheben; die Stadt macht einen ärmlichen Eindruck. Auch das Zugangstor in der Stadtmauer ist unscheinbar. Der Gegenstand neben der Gottesstadt ist übrigens kein Weinfass, sondern ein Spiegel, also ein weiteres Mariensymbol.
Rechts oben ist die Himmelspforte platziert, zwischen einer Lilie und einer Palme. Es ist eine einfache klassizistische Pforte mit korinthischen Säulen. Ganz fein kann man in ihrer Mitte eine Linie sehen, die sich durch die gesamte Tür zieht: diese ist offensichtlich noch geschlossen. 

Baltasar Coll Tomás: Mallorca cathedral, Palma 1977.
Mallorca: Die geheimnisvolle Altstadt von Palma; die neuen Museen und die Kathedrale, Hamburg 2009.
Claus Bernet: Barock und Rokoko, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 31).

tags: Kathedrale, Palma, Mallorca, Spanien, Civitas Dei, Maria Immaculata, Porta Coeli, Tympanon
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