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Gerichtsfresko der St. Andreas-Kirche in Riede (1350-1370)

Die Fresken der St. Andreas-Kirche in Riede sind die ältesten in der ehemaligen Grafschaft Hoya, sie sind noch kurz vor den Arbeiten in Schwaföden, Scholen, Südwalde und Marklohe entstanden. Sie wurden nicht von Handwerkern, sondern von einem Meister entworfen, der in der Lage war, eine eigenständige Komposition zu erarbeiten: Die Toten entsteigen den Gräbern, um vor Gott zu treten und ihr Urteil zu empfangen (Matthäusevangelium Kap. 25, Vers 31ff.). Die Seligen nun ziehen in das Himmlische Jerusalem, eine hoch aufragende Stadt mit vielen Türmen und Zinnen. Mitten darin findet sich eine große, goldene Kuppel. Links sitzt Petrus mit dem Schlüssel zur Paradiespforte unter einem Gewölbe, und rechts davon, unter einem anderen Gewölbe, sitzt Abraham mit den Seligen in seinem Schoß. Die vier Köpfe in seinem Schoß symbolisieren die Gesamtheit der Seligen, die aus den vier Himmelsrichtungen eingesammelt werden.
Vor dem Stadttor, dem Eingang zum Himmlischen Jerusalem, stehen dicht gedrängt die Seligen, um Einlass zu finden. Ein vorwitziges Kind will sich schon hineindrängeln, wird aber von seiner Mutter und Großmutter zurückgehalten. Als letzter der Seligen geht ein alter, gebeugter Mann, der sich auf die Schultern eines anderen stützt. Dann folgen noch zwei Selige, die von Engeln in die Stadt getragen werden: ein Säugling und ein Greis. Über den Menschen schwebt Maria, die mit ihrem Gewand die Schar der Seligen beschützt (Schutzmantelmadonna). Solche nichtbiblischen Vorstellungen wurden in der nachreformatorischen Zeit als abergläubisch empfunden, und die gesamte Wandmalerei wurde übertüncht, bis sie bei Kirchenumbaumaßnahmen 1899/1900 zufällig wiederentdeckt und 1958 sowie 1999/2000 restauriert wurden.

Fritz Garvens: St. Andreas in Riede, Riede 1994.
Fritz Garvens: Heimatbuch Riede, Felde, Heiligenbruch, Riede 1996.
Riede Kreis Verden, in: Sigrid Kupetz: 900 Jahre Wandmalereien, Gewölbemalereien und Brüstungsmalereien in deutschen Kirchen und Klöstern, Bad Karlshafen 2008, S. 518-521. 

 

tags: Hessen, Weltgericht, Fresko, Spätmittelalter, Gotik
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