
Cornelis Cort (1533-1578): Maria-Immaculata-Darstellung (1567)
-
Claus Bernet
- Juni 21, 2021
Eine Darstellung der Maria Immaculata schuf Cornelis (Cornelius) Cort (1533-1578) im Jahre 1567, gedruckt bei Antonio Lafreri in Rom. Die Vorlage zu dieser Komposition soll ein anderer, unbekannter Meister geliefert haben. Aber selbst falls dies zutreffen sollte, bleibt dieser Kupferstich ein Meisterwerk. Cornelis Cort erfand die Technik der „schwellenden Linie“, die in parallelen Zügen die Wirkung von Licht und Schatten erreichte, womit er die bislang gewohnten Schraffuren um ein weiteres Ausdrucksmittel erweiterte. Auf dem 29 x 20 cm großen Blatt sind drei Symbole für das Neue Jerusalem aufschlussreich: oben links findet man erst einmal die Porta caeli (coeli) mit einer menschlicher Figur im Portal. Sie steht seitwärts und hebt beide Hände bis an den Türsturz der Pforte. Umzogen ist dieses Symbol mit schweren dunklen Wolken. Unten rechts ist auf dem Blatt noch eine weitere Himmelspforte angebracht, die Porta clausa. Es ist eine massive Tür mit Kassettenaufsatz und prächtigem Renaissanceornamenten. Im Vergleich mit der Pforte zuvor hat sich im Aufbau nichts geändert, aber aus der malerischen Fassung wurde eine klar gezeichnete Linienführung. Auch hat sich das Wetter aufgehellt, die Wolken sind verzogen.
Das letzte Symbol zeigt die Civitas dei als Stadtabbreviatur mit Stadtmauer, einem Rundtempel im Inneren und einigen Türmen. Den Eingang in die Stadt markiert links eine Pforte, wieder im Renaissancestil. Sie scheint offen zu stehen, allerdings ist von dem Objekt auch im Original lediglich die Hälfte zu sehen.
Walter Koschatzky: Die Kunst der Graphik. Technik, Geschichte, Meisterwerke, München 1981 (6).
Manfred Sellink, Huigen Leeflang: Cornelis Cort, Rotterdam 2000.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).
Małgorzata Biłozór-Salwa: Jan Ziarnko. Polski artysta w Paryzu poczatku XVII wieku, Warszawa 2021.