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Französische Bibelausgaben (1552 und 1554)

1541 (2. Auflage 1549, 3. Auflage 1552) erschien in Paris eine Bibelausgabe von Johannes Benedictus (Jean Benoit, 1484-1573). Dem Werk „Biblia Sacra iuxta vulgat(am) quam dicvnt editionem“ wurde in der dritten Auflage bei der Darstellung zum Himmlischen Jerusalem ein eigenartiges Komposit mitgegeben (S. 259): die Vögel über der Stadt finden sich eigentlich sonst nur in der Dürerapokalypse. Die kleine runde Stadt wurde dagegen von Lemberger entliehen, und die geschwungenen Wolken sind eine Zutat aus Holbeins Zwinglibibel. Eine Besonderheit am Rande ist die Eidechse oder der Gecko am Bergfuß, ein Symbol für Regeneration, Neuanfang und Wandlung, aber auch für das Böse, das außerhalb der Stadt noch nicht überwunden ist.

 

Die Bibeledition „Biblia Sacra ad optima quaeque veteris“ von 1554 befand sich, was die Darstellung des Himmlischen Jerusalems auf S. 1151 angeht, ganz auf der Höhe ihrer Zeit Vielleicht auch deshalb repräsentiert sich dieser Holzschnitt zwischen zwei ornamentalen Zierleisten, was die spätere Rahmung des Motivs, das ja bislang stets ohne nennenswerte Rahmen gesetzt wurde, anbahnt. Jean de Tournes (1504-1564), der diese Bibel 1554 erstmals in Leiden herausbrachte, war ein französischer Drucker und Verleger. Tournes wurde in Noyon geboren und eröffnete um 1540 eine Druckerei in Leiden. Er wurde schnell wegen seiner kunstvollen Buchentwürfe berühmt; so veröffentlichte er beachtenswerte Ausgaben von Francesco Petrarca (1550), von Vitruvius (1552) und gab auch eine opulente Gedichtsammlung von Louise Labé heraus (1555). Der Stecher, den Jean de Tournes hier bei der Bibelausgabe beauftragte, kannte und schätzte vermutlich die neueren Arbeiten zu diesem Sujet von Matthias Gerung und Sebald Beham. Das zeigt sich vor allem an der schematischen Stadtdarstellung und dem Aufbau der Felsenformation. Dass hier explizit protestantische Bildvorlagen tradiert wurden liegt an der reformatorischen Grundhaltung der Familie Tournes. Der gleichnamige Sohn von Jean de Tournes musste seine Heimat dann wegen seiner Beziehung zu den Hugenotten 1585 verlassen. Er ging nach Genf, wo er das Unternehmen weiterführte.

 

tags: Gegenreformation, Holzschnitt, Paris, Frankreich, Bibelausgabe, Vögel, Matthias Gerung, Sebald Beham
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