
Ewald Mataré (1887-1965): Tür des Kölner Doms (1953)
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Claus Bernet
- Juni 15, 2021
Türen sind bekanntlich schon ihrer Funktion wegen ein idealer Ort, das Himmlische Jerusalem zu thematisieren. Hier betritt der Gläubige gewissermaßen die irdische Vorform des Himmlischen Jerusalem, nämlich den Kirchenbau. Zudem sind Türen und Tore im Himmlischen Jerusalem ein zentraler Bestandteil, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.
Eine besonders schöne Türdarstellung findet sich am Kölner Dom. Es ist, neben einem kleinen Glasfensterausschnitt und einem Grabmal, die einzige Darstellung des Himmlischen Jerusalems an und in diesem mit Kunstwerken überreich ausgestatteten Gotteshaus. Man findet das konkave Bronzerelief als Teil eines Außenflügels der Südportalsupraporte, dem Ursulaportal, das nach der Heiligen Ursula und ihren 11.000 Jungfrauen benannt ist.
Das Portal und seine Türe mussten nach Kriegsbeschädigungen wieder hergerichtet werden. Man beauftragte dazu 1947 Ewald Mataré (1887-1965), insgesamt vier Türen zu gestalten. Mataré war ein talentierter Schüler von Julius Ehrentraut, Lovis Corinth sowie Arthur Kampf und widmete sich später vor allem der Sakralkunst. An diesen vier Türen, die lange Zeit seine Aufmerksamkeit und sein Schaffen beanspruchten, arbeitete er bis 1954.
Das Himmlische Jerusalem war als Hoffnung für das darunter dargestellte brennende Köln gedacht. In der Mitte der Stadt ist ein kleines Lamm angebracht. Ungewöhnlich sind die Tore der Stadt, die zu vier Dreiergruppen zusammengefasst wurden. Von außen stehen sie wie üblich senkrecht in der Wand, doch im Innenbereich fällt diese Mauer, wie bei Festungen und Bastionen, schräg nach innen zurück. An den vier Ecken der Stadt sind Wächterengel angebracht. Vor den drei unteren Toren der Stadt liegt Johannes mit Papyrus und Schreibgerät. Diese Reliefdarstellung bedeckt nicht das gesamte Bildfeld, sondern etwa ein Drittel. Der Rest dieses Türsegments wurde freigelassen. Während das Relief konvex in die Tür gesetzt wurde, machte der Künstler als Gegengewicht und Rahmung acht Noppen sichtbar, die die Platte an der Tür halten.
Hainer Eck: Drei neue Bronzetüren, in: Das Kunstwerk, 5, 1, 1951, S. 55.
Eduard Trier: Matarés neues Domportal, in: Das Kunstwerk, 7, 3/4, 1953, S. 83.
Wolfgang Braunfels: Mittelalterliche Architektur und moderne Kunst, in: Das Münster, 6, 1953, S. 26-29.
Joseph Hoster: Der Dom zu Köln, Köln 1965.
Kay Heymer: Mataré, Ewald Wilhelm Hubert, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, 5, 1993, Sp. 993-999.
Sabine Maja Schilling: Ewald Mataré. Das plastische Werk. Werkverzeichnis, Köln 1994 (2)
Sonja Mataré, Sabine Maja Schilling (Hrsg.): Tagebücher 1915 bis 1965: Ewald Mataré, Köln 1997.