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Fresken von Sankt Matthaei in Großenwieden (1488)

Dieses Himmlische Jerusalem ist leider schlecht erhalten. Es ist bzw. war eine typische Darstellung des späten 14. Jahrhunderts, die aber Jahrhunderte danach lange unter Putz verborgen war. Man erkennt heute noch einen hohen Turm mit vielgliedriger Dachlandschaft. Im unteren Bereich ahnt man noch die einst golden schimmernde Pforte, in die hinein Gerettete von Engeln und Petrus geleitet werden. Auch an anderen Stellen trifft man noch auf die einstige Farbigkeit, während im Gesamtbild das monochrome Ochsenblut-Rot dominiert. Zwischen 1927 und 1929 wurde das Fresko freigelegt, als man damals zwei nördliche Gewölbejoche in der Kirche errichtete und die Fenster vergrößerte.

Das Detail, um welches es hier geht, befindet sich im Chor auf der nördlichen Kappe in der Kirche Sankt Matthaei in Großenwieden, einem Ortsteil von Hessisch Oldendorf unweit von Hameln (in Niedersachsen, trotz des Namenbezugs auf Hessen). Die heutige Kirche wurde im späten 13. Jahrhundert aus Bruchsteinen errichtet und ist im gesamten Chorraum umfangreich mit Malereien ausgestattet. Diese sind auf 1488 datiert. Es sind zahlreichen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament, davon 20 in einer oberen und 18 in einer unteren Bildreihe. Damals muss eine ganze Malerwerkstatt mit der Ausgestaltung beschäftigt gewesen sein; über die näheren Umstände sind wir leider nicht informiert. Vergleiche mit anderen Fresken, die zeitgleich zu Großenwieden entstanden sind, wie etwa St. Osdacus in Neustadt am Rübenberge, Sankt Nikolai in Edewecht, die Gertrudenkapelle in Oldenburg, oder St. Agatha in Leveste, helfen nur bedingt weiter. Überraschend ähnlich ist hingegen eine Darstellung Jerusalems in der Kirche in Huizinge in den Niederlanden, wo die Fresken unmittelbar nach Großwieden entstanden sind.
Heute werden die Fresken, die sich bei Besuchern großer Beliebtheit erfreuen, nicht wegen des Himmlischen Jerusalems aufgesucht, sondern wegen teilweise drastischer und dramatischer Hexen- und Teufelsdarstellungen.

Paul Spiller: Evangelisch-lutherisch St. Matthäi-Kirche zu Großenwieden, Großenwieden (1976).
Harald Thönicke: Die St. Matthaei-Kirche zu Großenwieden. Zur 950-Jahrfeier im September 1981, Großenwieden 1981.
Harald Thönicke: Die St. Matthaei-Kirche zu Großenwieden, Großenwieden 1994.
Rolf-Jürgen Grote, Kees Van der Ploeg (Hrsg.): Wandmalerei in Niedersachsen, Bremen und im Groningerland, Berlin 2011.

 

tags: Fresko, Niedersachsen, Weltgericht, Spätmittelalter
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