Fresken aus Sankt Nikolai in Edewecht (um 1490)

Edewecht ist eine Gemeinde in Niedersachsen, östlich von Bremen und südlich von Oldenburg. Dort ist die Heimat der Kirche Sankt Nikolai. 1907 wurden dort im Gewölbe unterhalb des Chores Freskenmalereien entdeckt und freigelegt. Wie fast immer bei solchen Freilegungen geht die Schärfe des Originals verloren, auch Nachmalereien sind problematisch. Im Falle von Edewecht wurden die mittelalterlichen Malereien der Zeit um 1490 von dem Oldenburger Maler Wilhelm Morisse (1870-1936) „nach eigenen Vorstellungen“ ergänzt. So wurden im Rahmen einer Weltgerichtsdarstellung unterhalb einer Christusfigur zwei Städte dargestellt. Rechts haben wir eine Höllenstadt, links die Gottesstadt als spätgotische Kirche. Einzelheiten sind nicht mehr erkennbar, alles erscheint verwaschen und verwischt; lediglich der blockartige Umriss ist noch gut zu erkennen, samt gotischer Krabben im Dachbereich. Kurios sind vor allem die auferstandenen menschlichen Figuren. Sie stehen auf ovalen, grünen Rasenflächen, was aber so aussieht, als würden sie Snowboard auf weißem Schnee fahren – vor allem Jugendliche haben immer wieder ihre Freude an diesem Detail.

Kompositorisch und historisch gehören die Fresken zu dem reichen Bestand, der sich in den Städten und Dörfern um Bremen erhalten hat, wie in Marklohe, Sudwalde, Scholen usw. Stets gehört ein Neues Jerusalem zum Bildprogramm. Nur in Bremen selbst, wo es mit großer Wahrscheinlichkeit solche Malereien gegeben hat, hat der Bombenhagel kein einziges Beispiel erhalten lassen.

Wolfgang Runge: Die St-Nikolai-Kirche in Edewecht, Isensee 1983.
Wilhelm Gilly: Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land, Oldenburg 1992.

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tags: Weltgericht, Niedersachsen, Snowboard, Spätmittelalter, Rekonstruktion
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