Wandfresko aus Scholen (um 1500)

Die heute evangelische Dorfkirche in Scholen befindet sich im niedersächsischen Landkreis Diepholz. Die dortigen spätmittelalterlichen Farbmalereien wurden 1908 von Reinhold Ebeling aufgedeckt und 1913/14 restauriert. Wie auch anderswo wurden die Malereien, kurz nachdem sie entstanden waren, in Folge der Reformation weiß übertüncht. In dieser exzellenten Konservierung hielt sich die Farbe über Jahrhunderte, bis um 1900 ein neues Interesse an ihnen erwachte und man sich zu ihrer Freilegung und Restaurierung entschloss.

Die Szene mit dem Himmlischen Jerusalem findet man auf der Ostwand des Mitteljochs. Sie ist von drei Rippen gerahmt, mit roten und grünen Mustern mit geometrischen Formen geschmückt. Unter einer überdimensionierten Blumengirlande steht links die Gottesstadt, und von rechts strömt ein langer Zug armer Seelen – nackte, kindliche Gestalten beiderlei Geschlechts – in Richtung Stadttor. Zwei Engel mit hochragenden, spitzen Flügeln treiben zur Eile an, die ersten sind schon durch das Tor in die Stadt gelangt. Das Stadttor und die angrenzende Mauer sind ansatzweise geschmückt, man sieht Tondi, Bogenfenster und Dachzonen. Die Mauern sind aus massiven Quadern zusammengefügt, und oben erscheinen zahlreiche Türme in unterschiedlicher Größe, die alle spitz zulaufen. Auch ein kleines Wohnhaus ist ganz links über der Mauerkante zu sehen.
Im Gegensatz zu den Wandmalereien in Schwaförden und Leveste ist die Gestaltung hier expressiver, die Profile der Malereien sind gekonnter und geübter gestaltet. Insgesamt sind sie eher den Malereien von Oerel verwandt. Die Wandermönche, die diese Malereien um 1500 nach Schwabförden brachten, hatten mit Sicherheit auch große Kunstwerke gesehen, da es wahrscheinlich ist, dass diese Mönche über ihre Kapitelverbindungen das Kunstschaffen im Ausland kannten und davon beeinflusst waren, wie von den Fresken in Sillegny oder Irschen.

Scholen Kr. Diepholz, in: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen, Niedersachsen, München 1992, S. 1183.
Stefanie Lieb: Das Paradies als Architektur – Weltgerichtsdarstellungen in spätmittelalterlichen niedersächsischen Dorfkirchen, in: Stefan Amt (Hrsg.): Festschrift für Günther Kokkelink, Hannover 1999, S. 51-58.
(Ohne Verfasser) Faltblatt: Die Kirche zu Scholen, o.O. (2009). 

 

tags: Niedersachsen, Spätmittealter
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