Medaillen oder gar Münzen mit Darstellung des Himmlischen Jerusalem haben Seltenheitswert, es gibt weltweit gerade einmal ein Dutzend verschiedene Motive; die bekanntesten drei sind:
–Jerusalem-Medaille, Historisches Museum Moskau, Russland, 1698
–Medaille des Christian Wermuth, 1717
-Nünberger Silbermedaille von Siegmund Dockler d. J., 1730.
Dieses gut erhaltene Exemplar hat einen Durchmesser von 97 Millimetern, ist aus Bronze und wiegt 202 Gramm. Oben wurden zwei Befestigungslöcher für eine Kette oder eine Schnur nachträglich eingestanzt. Auf dem Avers ist ein Kreuz zu sehen, in dessen vier Winkeln oben das Alpha und Omega, unten Korn/Brot sowie ein Weinkelch gesetzt sind, als Kennzeichen für das Abendmahl. Die Umschrift dieser Seite lautet: „Die evangelische Kirche der Altpreußischen Union / Zur goldenen Hochzeit“.
Dargestellt ist auf dem Revers ein betagtes, kniendes Paar, das sich über einem viereckigen Altar, auf dem ein geschlossenes Buch – die Bibel – liegt, die Hände reicht. Dieses Paar symbolisiert die lutherische wie die reformierte Kirche, die 1817 vom preußischen Staat zwangsvereinigt wurde. Darüber erscheinen über einem Wolkenkranz Türme, Bauten sowie ein Haupttor des Himmlischen Jerusalem. Die Zweckumschrift des Revers lautet: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig im Trübsal, haltet an am Gebet Röm. 12:12“.
Es ist klar, dass diese Medaille gar nicht für ein bestimmtes Jubiläumspaar gegossen wurde, was zumindest sehr kostspielig gewesen sein dürfte und wofür man sicherlich die zu Ehrenden namentlich genannt hätte. Es handelt es sich vielmehr um eine allgemeine Jubiläumsmedaille zum Jubiläum der preußischen Kirchenvereinigung. Die Art der Bekleidung und die Type der Umschrift verrät, dass dieses Objekt um 1925 hergestellt worden sein muss. Im Jahr 1920 hatte die protestantische Kirchenleitung die Stiftung einer „Goldenehochzeitsmedaille“ vorgeschlagen. Diese wurde dann 1925 gestiftet. Bis 1936 stellten verschiedene Gießereien diese Medaillen aus Bronze her, später bis in die Kriegsjahre auch aus Zink.
Claus Bernet: Kuriositäten, Raritäten, Absonderlichkeiten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 15).
