Ruta Poikans (geb. 1972) und Kaspars Poikans (geb. 1968): Jerusalemsmosaik aus „La Nativité de la Sainte Vierge“ in Villars-les-Dombes (2012)
Villars-les-Dombes ist eine französische Gemeinde in der Region Auvergne-Rhône-Alpes unweit von Lyon. Die zentrale, aus dem Mittelalter stammende Kirche ist der Jungfrau Maria geweiht, sie hat den Namen „La Nativité de la Sainte Vierge“. Schon 1927 wurde der Bau als historisches Nationalmonument deklariert. 2006 begann dort Pater Pierre Friess die römisch-katholische Kirche mit Ikonen auszustatten.
2012 wurde an der Außenseite über der Eingangstür des Baus ein Mosaik eingefügt. Maßgeblich hat der Name der Kirche zur Motivwahl beigetragen und Vorgabe war, ein Werk zu kreieren, dass zu dem mittelalterlichen Stil des Bauwerks passen musste – vor allem bei den zwei Engeln und zwei Bäumen wurde das umgesetzt. Das Mosaik aus Steinen in Pastelltönen zeigt Maria als Himmelskönigin über dem Himmlischen Jerusalem, das sich ihr zu Füßen an beiden Seiten entlangzieht. Die ovalförmige Stadt, überschrieben mit „Jerusalem Celeste“, ist von einer hohen Mauer umschlossen, an der an vier Stellen Zugangstore eingesetzt sind. Von zahlreichen Bauten in der Stadt sind die Dächer zu sehen. Wie auch bei dem übrigen Mosaik überwiegen vor allem Blautöne auf vergoldeten Steinen.
Die Arbeit aus dem Atelier Saint Luc in Le Plantay ist von Ruta Poikans (geb. 1972) und Kaspars Poikans (geb. 1968), die beide aus Riga stammen, in Russland Ikonenkunst studierten und 1999 nach Frankreich zogen. Sie verbinden die mit einem Sternenmantel bekleidete Marienfigur von russischen Ikonen mit der in der Frühen Neuzeit beliebten Darstellungsweise, Maria in das Neue Jerusalem zu setzen (vgl. Pedro de Villafranca y Malagón). Maria steht hier auf einem gerundetem Objekt, dem Zionsberg, der mit drei Edelsteinen geschmückt ist. Damit hat das Paar Poikans keine konkrete mittelalterliche oder frühneuzeitliche Darstellung kopiert, sondern Neues im Bezug auf Altes geschaffen.
Schriftgröße Colette Combe, Ruta Poikane, Kaspars Poikane: L’icône par la porte du rêve. Art, psychanalyse et spiritualité, o.O. 2015.
.