Das Freiburger Münster besitzt neben dem älteren Epitaph des Renward Göldlin von Tiefenau (1600) noch ein weiteres Ölgemälde, welches verschiedene Symbole Mariens vereint, darunter auch eine Himmelspforte und die Stadt Gottes. Üblicherweise umkreisen diese und andere Symbole eine Marienfigur, oder sie sind zu Füßen Mariens angebracht. Nicht so im Freiburger Münster. Hier wurden die Symbole zu kleinen Gruppen zusammengefügt, die sich etwa in der mittigen Höhe des Bildes an der rechten und an der linken Seite befinden. Eine solche Gruppierung ist selten, aus gleicher Zeit ist das Bild „Franz von Asissi betrachtet Immaculata“ aus dem Franziskanerkloster Schwaz in Tirol.
In Freiburg befindet sich die Civitas Dei innerhalb der linken Gruppierung. Zwischen zwei Bäumen erhebt sich die freie Landschaft, und das ansteigende Feld geht in eine Stadtmauer über, hinder der sich Bauten einer Stadt des frühen 17. Jahrhunderts zusammenfügen. Einzelheiten kann man hier kaum erkennen, alles ist in einen dunklen grau-blauen Ton getaucht. Beide Ausschnitte sind leicht grünstichig, im Gegensatz zu den kräftigen Ölfarben des übrigen Gemäldes. Während üblicherweise die Symbole Mariens gut zu erkennen sind, da sie die Reinheit Mariens verdeutlichen sollen und die Gläubigen zu einem moralisch entsprechenden Lebenswandeln bewegen sollen, sind sie hier eher ephemeres Beiwerk.
Die Himmelspforte ist Teil der rechten Gruppierung. Sie ist dort das größte und mittige Mariensymbol, umkreist von anderen Symbolen wie dem Mond, dem Turm Davids, dem Brunnen, einem Spiegel, Lilien usw. Vor dem Brunnen sieht diese Pforte aus wie der Schnitzaltar, auf dem sie aufgemalt wurde. Segmentgiebel und Schmuckknäufe deuten an, dass es sich um einen Renaissancebau handelt.
Die Malerei entstand im Jahr 1615 für einen privaten Altar. Dieser Altar mit der Verkündigung an Maria befindet sich in der Lichtenfels-Krozingen-Kapelle im südlichen Chorumgang des Münsters und beruht auf einer Stiftung. Über den Künstler ist bisher nichts bekannt, man vermutet italienische Meister oder solche Maler, die an diesen Meistern geschult wurden. Bekannt ist jedoch der Stifter des Altars: Wilhelm Blarer von Wartensee (1578-1562), ein Angehöriger eines schweizerischen Adelsgeschlechts.
Friedrich Kempf, Karl Schuster: Das Freiburger Münster. Ein Führer für Einheimische und Fremde,
Freiburg im Breisgau 1906.
Emil Kreuzer: Der Altar im Dettinger Chörlein, in: Freiburger Münsterblätter, 8, 1906, S. 49-63.
Heike Mittmann: Freiburger Münster – die Chorkapellen: Geschichte und Ausstattung, Freiburg im Breisgau 2014.
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