Die frühneuzeitlichen Fresken in Hjärsås, einem Ort im südlichen Schweden im Landkreis Scania, gehören bereits einem neueren Formverständnis an als die zuvor entstandenen Mittelalter-Fresken in umgebenden Kirchen wie Rinkaby oder Kageröd, Hästveda und Äspö. Sie entstanden zwischen 1500 und 1550. Ausgeführt wurden sie von einem Meister, der vermutlich neuere Arbeiten aus Norddeutschland, das über die Hanse eng mit Schweden verflochten war, kennen gelernt hatte (konkret ein Weltgericht in Bremen, das leider der Zweite Weltkrieg zerstört hat). Möglicherweise wurde auch versucht, zeitgenössische oberitalienische Architektur nachzuahmen, da sich die Architektur von Hjärsås nicht auf nordische Beispiele des 16. Jahrhunderts bezieht. Die Architektur ist in Hjärsås nicht mehr schmückendes Element einer prosaischen biblischen Erzählung, sondern das Hauptthema, welches sich fast über eine gesamte Gewölbekappe zieht. Die hauptsächlich drei Gebäudeteile sind deutlich voneinander abgetrennt, zusammen ergeben sie kein einheitlich Ganzes, außer in farblicher Hinsicht, da unterschiedliche Rottöne die Kompartimente (breite Wandflächen, spitze Türme) miteinander verbinden. Die geschwungen geführten menschlichen Figuren in den Bogenöffnungen sind ein Markenzeichen auch der übrigen Malerei von Hjärsås. Drei dieser nackten Figuren stehen in der Himmelspforte, ohne den Türsteher Petrus, und wirken verzagt und unentschlossen, obwohl sie es doch in die rettende Stadt geschafft haben. Drastische Schilderungen auf der gegenüber liegenden Kappe zeigen, was mit denjenigen geschieht, die sich außerhalb der Stadt in der Gewalt des Teufels in der Hölle befinden.
Frosten Begander: Hjärsås kyrka, in: Göinge Hembygdsförenings Åborstig, 86, 2007, S. 2-3.
Claes Wahlöö: Skånes kyrkor 1050-1949, Kävlinge 2014.
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).