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Abraham Remshard (1680-1754): Schraubtaler (1732)

Der Salzburger Erzbischof Leopold Anton Eleutherius von Firmian ordnete 1731/32 die Ausweisung von 20.0000 Protestanten an. Ein Großteil der Ausgewiesenen fand in Brandenburg-Preußen Aufnahme durch König Friedrich Wilhelm, der sie vor allem in Ostpreußen und Litauen als Kolonisten ansiedelte. Diese Thematik wurde auch bildlich aufgegriffen.
Zu sehen ist eine aufklappbare Einlage aus Papier, die zu einem Schraubtaler gehört. In einer runden Metallkapsel, dem Taler, wurden meist mehrere aufklappbare Graphiken eingelegt. Wasserdicht verschlossen konnte man diese kleinen Kunstwerke unbeschadet auf größere Reisen mitnehmen. Konzipiert hat das hiesige Exemplar der Silberdrechsler Abraham Remshard (1680-1754), der in Augsburg tätig war und sich auf Schraubtaler und vor allem Schraubmedaillen spezialisiert hatte. Gestochen wurde es von dem Künstler Gabriel Uhlich (1682-1741) in Leipzig. Der Durchzug der Salzburger Emigranten durch Augsburg scheint den unmittelbaren Anlass zur Herstellung der Taler gegeben zu haben. Für die Flüchtlinge war dies ein Bestandteil ihrer Erinnerungskultur.
Die Abbildung, gefertigt im Jahr 1732, ist dem dritten Band der „Ausführlichen Historie Derer Emigranten Oder Vertriebenen Lutheraner Aus den Erz-Bißtum Saltzburg“ entnommen. Er war 1733 im Verlag Teubner in Leipzig erschienen. Darin wurden zum Thema Emigration passende biblische Geschehnisse oder Topoi aufgegriffen, etwa der Auszug aus Ägypten, oder, wie hier, die Zukunftshoffnung des Himmlischen Jerusalem. Hier ist es allerdings nicht in den populären Fassungen nach Vitam Aeternam oder Theatrum Biblicum ausgearbeitet, sondern nach älteren Vorlagen des 17. Jahrhunderts (etwa von Hans Baldung Grien, Novum Testamentum oder Johann Teufel). Klappte man beide zusammen, war das Motiv des Himmlischen Jerusalem die Rückseite. Die Vorderseite zeigt eine wandernde Familie in zeittypischer Tracht der Salzburger, die vom Auge Gottes bewacht bzw. beschützt sind.

Angelika Marsch: Schraubtaler auf die Salzburger Emigranten, in: Nordost-Archiv, 8, 1975, S. 2-12.
Gerhard Florey: Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32, Wien 1977.
Angelika Marsch: Die Salzburger Emigration in Bildern, Weißenhorn 1977. 

 

tags: Kuriosa, Salzburg, Kupferstich, Augsburg, Emigration
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