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Maurice de La Pintière (1920-2006): „Le Mandala ou la Jérusalem céleste“ (1984)

Vorstellungen und Bilder des Himmlischen Jerusalem sind immer auch ein Spiegel ihrer Zeit, in der sie entstanden sind. So gibt es neuerdings auch Werke, die von anderen Weltreligionen mit beeinflusst sind. Beispiele sind ein Altargemälde von Nikolaus Bette in Bad Fredeburg (St. Georg, 1990) oder ein Glasfenster von Paul Weigmann in Lowick (St. Bernhard, 1996). Umstritten waren und sind diese Arbeiten immer. Eine ältere Darstellung als diese Werke, mit buddhistischem und hinduistischem Einfluss, führt nach Frankreich. Dort hat der Maler Maurice de La Pintière (1920-2006) das Bild „Le Mandala ou la Jérusalem céleste“ („Das Mandala oder das Himmlische Jerusalem“) entworfen, wonach 1984 im Atelier Anne de Quatrebarbes ein Wandteppich der Größe 1,95 x 1,50 Meter angefertigt wurde. Der Teppich ist heute im Besitz des Département de Maine-et-Loire.
Es handelt sich dabei um ein Mandala. Ein Mandala ist ein Kreis mit bunten geometrischen Formen. Das Symbol des Kreises ist in vielen kulturellen Traditionen der Menschheit präsent, um heilige Ideen oder Bedeutungen darzustellen: Rosetten in christlichen Kirchen, der astrologische Tierkreis oder das Sonnensymbol. Der Kreis ist ein kraftvolles Symbol für Harmonie und Gleichgewicht, das überall in der Natur zu finden ist: Blumen, Atome, Zellen, das Sonnensystem usw. So sah es auch der Maler, der 2002 dazu schrieb: „Der Kreis ist ein uraltes Vollendungssymbol, und vielleicht deshalb lässt sich vor ihm so trefflich meditieren. Ich habe selbst Meditation praktiziert, als ich an diesem Bild gearbeitet habe. (…). Mir war der Gedanke der Allversöhnung wichtig auch nach all dem, was ich mit den Deutschen erlebt hatte. Wie kann man auf die Frage der Gewalt eine Antwort bekommen? Ich denke nur durch die versöhnende Kraft der Liebe, die in dem Regenbogen angedeutet ist, der sich um das gesamte Bild zieht“ (Übersetzung A. Nothnagle).
Dieses Mandala konnte für den Künstler dank des Regenbogens und der Betonung des Gleichgewichts in der Welt durch die vier Elemente (Luft, Meer, Erde, Feuer) eine Hoffnung auf Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg bedeuten. Der Davidstern wurde im Zentrum eingefügt, um zu zeigen, dass die Juden diese Hoffnung auf Frieden und auf Befreiung hatten. Hier ist es bedeutsam zu wissen, dass Maurice de La Pintière von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, mehrfach gefoltert wurde und schließlich im KZ Buchenwald inhaftiert war.
Gleichzeitig ist durch die Verflechtung mit dem Alpha und Omega auch auf das Christentum Bezug genommen. Das christliche Jerusalem ist auch durch die die zwölf Perlen und die vier apokalyptischen Wesen thematisch aufgenommen worden. Im Außenbereich erinnern die vier apokalyptischen Reiter an Hunger, Krieg, Krankheit und Tod.

Christophe Vital (Bearb.): Maurice de La Pintière: dessinateur, illustrateur, peintre-cartonnier: Musée vendéen, Fontenay-le-Comte, 20 novembre 1992-31 janvier 1993, Fontenay-le-Comte 1992.
Julien Boureau: Le pardon, mais pas l’oubli. Maurice de La Pintière et ses dessins des camps de Dora et de Bergen-Belsen, Arles 2016.
I. Le Caticuturiste, o.O., um 2023.

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tags: Frankreich, Mandala, Buddhismus, Wandteppich
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