Bei der Grafik handelt es sich um eine Arbeit von Willy Kretzer aus Freiburg im Breisgau. Es war eine Auftragsarbeit für das Büchlein „Zeig mir den Weg. Gebete für jeden Tag“, welchem ein gewisser Erfolg beschieden war, was mehrere hohe Auflagezahlen belegen. In dem Werk sind auch noch weitere Grafiken Kretzer enthalten.
Die Grafik mit dem ausgewiesenen Titel „Das himmlische Jerusalem“ ist in Farbe und Form noch eine typische Arbeit der 1970er Jahre, wo Farbe und Form weitestgehend reduziert wurden und die Figürlichkeit einen Zug ins Abstrakte hatte – die Arbeiten sollten wie Symbole aussehen und wirken, in ihnen sollte das Wesentliche eines Gegenstandes eingefangen sein. Folgerichtig wurden hier auf viele gängigen Merkmale eines Himmlischen Jerusalem, wie die zwölf Tore, das Lamm Gottes oder Gerettete verzichtet – alles überflüssig und nebensächlich. Wichtig waren dem Künstler vor allem die expressiven Lichtstrahlen, die die Stadt an drei Seiten umgeben. Bemerkenswert ist der Wechsel von geraden zu gezüngelten Strahlen, man kennt es von Darstellungen der Maria Immaculata (etwa 1617 oder 1738), seltener von Bildern des Neuen Jerusalem (etwa von 1628). Auf Strahlen im unteren Bereich wurde verzichtet, weil sie dort vermutlich den Buchtitel gestört hätten. Bewusst werden hier sieben Tore gezeigt, um bloß nicht die traditionelle Zwölfzahl zu tradieren.
Über Willy Kretzer ist wenig in Erfahrung zu bringen. Der Künstler scheint an seinem Wohnort mit dem Informationszentrum „Berufe der Kirche“ in Kontakt gekommen zu sein, welches den angeführten Band herausgab. Sein erster Beitrag lässt sich 1953 nachweisen, seine letzten Illustrationen erschienen in den 1980er Jahren. Vor allem in den 1970er Jahren hat Kretzer zahlreiche Kinder- und Jugendbücher illustriert, vornehmlich im Herder-Verlag. Als Künstler mit Malereien jenseits der Buchproduktion, etwa auch in Gruppen- oder Einzelausstellungen, ist er nicht hervorgetreten.

Zeig mir den Weg. Gebete für jeden Tag, Freiburg 1981. 

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