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Michael Charles Farrar Bell (1911-1993): St Laurence Church in Warborough (1986)

Im Jahr 1986 wurde in der anglikanischen Kirche St Laurence in Warborough, südlich von Oxford, an der Südseite ein neues Glasfenster eingebaut. Wie in England üblich, wurde das Fenster zu Ehren einer Person ausgestaltet, deren Familie gewöhnlich den Einbau finanziert. Im hiesigen Fall geschah dies posthum zu Ehren von Ivan Lloyd Phillips (1910-1984), einem britischen Kolonialbeamten. Ausgeführt wurde die Arbeit durch Michael Charles Farrar Bell, später Farrar-Bell (1911-1993), der das Fenster rechts unten signiert hat. Der vielseitige Künstler ist auch bekannt für seine Entwürfe von Briefmarken und Kneipenschildern; er war viele Jahre der Leiter der Firma Clayton and Bell, welche eine der produktivsten Werkstätten für englische Glasmalerei gewesen war. An Kirchenfenstern arbeitete Farrar Bell vor allem unmittelbar nach 1945, währende diese Arbeit zu seinem Spätwerk zählt und eine der letzten Glasarbeiten des Künstlers ist.
Zu sehen ist in St Laurence eine mittelalterlich anmutende polygonale Stadt (vgl. Français 23 oder Royal 19 D III), die mäandernd von einem Fluss durchzogen wird. Sie wird an drei Seiten von übergroßen Engeln geschützt, an der vierten oben rechts vom Seher Johannes. In der Mitte teilt ein steinerner Strebebogen des Maßwerks leider das Kunstwerk in zwei Teile, so dass es nicht möglich war, den Zugang in die Stadt in die Mitte zu setzen. Man findet das Eingangstor daher unten leicht nach rechts verschoben. Die Türme dieses Zugangs sollen an die mittelalterliche Kirche von St Laurence erinnern. Ein Detail ist jedoch anders als bei dem historischen Bau: Hier führt kein Weg zu der Kirche/Torbau, sondern ein Fluss, der durch dieses Tor aus der Stadt weiter nach unten strömt. Dort steht geschrieben: „And he showed me a pure river of waters of life clear as crystal“, also ein Zitat aus dem Buch der Johannesoffenbarung, Kap. 22, Vers 1.
Auch die übrigen Bauten sind realistisch und an historischen Vorbildern orientiert gestaltet, man entdeckt Zinnen, Söller und sogar einen Sakralbau. Dieser ist mit einem Wimperg ausgestattet, welcher in einem Tondo das Lamm Gottes zeigt. Man könnte vermuten, dass hier ein Profi zum wiederholten Male das Neue Jerusalem dargestellt hat, doch soweit bekannt, ist es von Michael Charles Farrar Bell die einzige künstlerische Auseinandersetzung mit diesem apokalyptischem Thema.

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tags: England, Lebensfluss, Stiftung
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