Markant ist an dem Rundturm links der haubenartige Bogen über den Zinnen – ein Architekturteil, welches man auf schwedischen und dänischen Malereien des 15. und 16. Jahrhunderts häufig vorfindet, so in Fjälkinge, Östra Strö, Skivarp oder Fulltofta. Konzentriert sind sie in der Region Skåne; so ist es auch im vorliegenden Fall, denn dieses Fresko entstand um das Jahr 1500 in der Sakristei der Dorfkirche von Östra Strö in Skåne. Anlass war wohl der Einbau eines Gewölbes in den Bau aus dem 12. Jahrhundert. Wie üblich, herrscht ein rotbrauner Farbton vor (Ochsenblut), was für viele Dorfkirchen gerade noch bezahlbar war. Der Rundturm führt in das Himmlische Jerusalem und weist diese Malerei als Torszene aus. Er ist außerordentlich schmal; im unteren Bereich wird fast der gesamte Turmschaft von der Pforte eingenommen. Musizierende Engel oder Heilige, die aus Fenstern schauen, waren in der Gotik beliebt, aber um 1500 aus der Mode. Vor dem Torturm finden sich erschreckend wenig Gerettete ein, die von Petrus an das Tor, welches gerade aufgeschlossen wird, geführt werden. Etwas übergriffig hat er eine der nackten Frauen bei der Hand genommen. Da Petrus von der römischen Kirche, zu der die Kirche damals gehörte, als erster Papst betrachtet wurde, hat man ihm eine Tiara aufgesetzt. Der Maler wird vermutlich noch nie eine Tiara gesehen haben, wohl aber einen Turban. Auch ist Petrus größer und mit einem weißen Gewand bekleidet, während die Menschen vor ihm nackt sind. Es sind aber nicht mehr Vertreter mittelalterlicher Stände, sondern Individuen. Petrus gegenüber steht eine Marienfigur, die vor Christus auf dem Regenbogen für die Menschen bittet. Unterhalb dieser Personengruppe stehen weitere Tote auf, denen das Weltgericht, zu dem dieser Ausschnitt gehört, noch bevorsteht.
Claus Bernet: Wandmalereien, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 17).