Linnichs römisch-katholische Kirche St. Martinus besitzt ein Chorfenster mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem, den vierundzwanzig Ältesten und musizierenden Engeln (fünftes Chorfenster von links). Das Fenster in rotem, blauem und gelbem Antikglas, Blei und Schwarzlot wurde im Jahr 1964 von Ernst Jansen-Winkeln (1904-1992) geschaffen, zusammen mit fünf weiteren Werken für diese Kirche. Alle wurden von der Manufaktur Dr. Heinrich Oidtmann angefertigt, die ihren Stammsitz in Linnich hat.
Die eigentliche Stadt im Zentrum erstreckt sich in ihrer Breite über drei Fensterbahnen. Ihre roten Tore und Mauerpartien ergeben eine annähernd runde Form. Die Stadtmitte ist frei belassen und lediglich mit einem grauen, geometrischen Muster strukturiert. Es sind Linien, die sich in einem blaugrauen Kreis treffen und ein Gitter oder Raster entstehen lassen. An den vier Himmelsrichtungen hat Jansen-Winkeln massive Tortürme gesetzt, ähnlich wie später auf einem Glasfenster in Mönchengladbach. Ihnen wurden jeweils zwei kleinere Filialtürme zur Seite gesetzt. Damit ist die Stadt von zwölf Toren umzogen. Bei jedem dieser Tore ist ein kleines menschliches Gesicht zu entdecken, die alle nach oben blicken. Vielleicht sind dies Bewohner, Engel oder Älteste?
Die Stadt ist von grauen oder blauen Glasscheiben. Nach unten öffnet sich eine Bahn, wo das Wasser des Lebens herabfliest. Zwischen dem Wasser findet man drei weitere der irritierenden menschliche Köpfe ohne Körper. Das eigentliche Leben jedoch spielt sich in dem Linnicher Jerusalemsfenster vor Jerusalem statt. So gruppieren sich oben und unten Märtyrer (bzw. die zwölf Ältesten), die ihre Kronen halten. Im oberen Bereich rahmen sie ein Lamm, dem ein menschliches Antlitz gegeben wurde. Solches muss man lange suchen, ich kenne es nur noch aus einem Fenster des Priesterseminars zu Graz, ein Jahr zuvor entstanden.
Heinz Firmenich: St. Martinus in Linnich, Neuss 1977.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).
Iris Nestler: Katholische Pfarrkirche St. Martinus in Linnich, Lindenberg 2017.