Josef Obornik (1943-2009) war ein Künstler aus Beuthen in Oberschlesien, der an der Werkkunstschule Hannover studiert hatte. Später arbeitete er als freier Kunstschaffender in Westdeutschland und er gehörte der Stilrichtung des Informel an. Zu seinen Arbeiten gehören Ölmalereien, Teppiche, Collagen und kalligraphische Werke. Seine Malerei „Himmlisches Jerusalem“ zeigt überwiegend hellgraue Flächen, die zunächst an einen Strand oder eine Wüste erinnern. Allein am oberen Rand zieht sich ein Fries vornehmlich weißer und roter Farbflecken, andeutungsweise Rechtecke, entlang. Darunter kann man drei blitzartige Linien ausmachen; zwei schwarze ganz oben und eine weiße darunter. Das 100 x 80 Zentimeter große Gemälde ist eine Mischtechnik aus Aquarell und Gouache und entstand im Jahr 1999; der Künstler führte dazu aus: „Mein Jerusalem ist keine ferne Utopie, und auch keine Naherwartung. Im freimaurerischen Sinne ist Jerusalem eine innere Entwicklung unserer menschlichen Möglichkeiten und Potentiale. ‚Himmlisch‘ sind sie insofern, als da eine Richtung angegeben ist, eine Aufwärtstendenz. Damit will ich aber meinen Standpunkt durchaus zur Position stellen, wie ich von meinem Gegenüber erwarte, nein, hoffe, dass auch er seine Position überdenkt. Somit ist Jerusalem immer eine Gemeinschaftsaufgabe, wenngleich ich mir aber immer bewusst bin, dass echte Veränderungen schwer zu erreichen sind und immer ein Ringen damit verbunden ist. Zu diesem Ringen bin ich mit meiner Kunst bereit und ich bringe mich in diesen gesamtgesellschaftlichen Vorgang ein, der uns alle ein Stück himmelwärts bringen könnte“.
1999 bis 2001 war eine Zeit, zu der es vermehrt zu Arbeiten mit dem Thema Neues Jerusalem kam, vor allem auch in Kreisen jenseits der herkömmlichen Sakralkunst. Oborniks Malerei reihte sich damals ein in weitere Werke von Helmut Wellschmidt, von Henning Hauke, von Reimund Tischer, von Macha Chmakoff und vielen anderen. 2017 stand das signierte und datierte Werk zur Versteigerung an, es findet sich heute in einer Privatsammlung.