Das wie folgt titulierte Ölgemälde „La caridad perfecta de Jesucristo soberano redentor del mundo“ (zu Deutsch: „Die vollkommene Liebe Jesu Christi, des souveränen Erlösers der Welt“) stammt aus einer Privatsammlung von Rodrigo Rivero Lake in Mexiko-Stadt. Es präsentiert das Jüngste Gericht im Kontext eines Zweiwegebildes: Links oben ist die Erlösung, rechts unten ist die Verdammnis dargestellt. Geschaffen wurde es von dem ansonsten kaum bekannten Maler Antonio Sánchez im Jahr 1757. Wir kennen solche Zweiwegebilder vor allem aus den Niederlanden im protestantischen Umkreis, dies ist eine seltene Adaption des Themas in die römisch-katholische Lebenswelt in Lateinamerika. So geht die Konzeption des Dreiwegebildes auf Ludovicus van Leuven zurück, weiterentwickelt im 18. Jahrhundert von Johann Amann.
Auf der linken Seite führt ein schmaler, steiler Weg nach oben in das Himmlische Jerusalem. Dieser Weg ist mehr eine Rampe oder eine Bahn, auf der man immer wieder abzurutschen droht. Personen, denen das passiert ist, findet man links und rechts des Weges. Auf der Bahn schaffen es nur diejenigen, die ihre weltliche Kleidung abgelegt und das Kreuz auf sich genommen haben. Nackt und beladen quält man sich nach oben. Der Eintritt in die himmlische Sphäre ist am Ende der Bahn durch eine goldrote Himmelspforte markiert ist. Das einfache Barocktor mit einem spitzen Giebel steht offen und hebt sich gut vom goldgelben Hintergrund. Offensichtlich ist es von einer ovalen Gloriole umzogen. Nur wenige Menschen finden Einlass, rechts macht ein Engel auf die Pforte aufmerksam, unten deutet Christus auf den rechten Weg.
Manuel Toussaint: Pintura colonial en México, México 1965.
Gisela von Wobeser: Cielo, infierno y purgatorio durante el virreinato de la Nueva Espana, Coyoacán 2011.
Claus Bernet, Ingeborg Schmidt: Das Zweiwegebild, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 22).