Carel Allard (1648-1709): „Coddige Droom van de Smalle en Brede Weg“ (1705)
Diese anonyme Zeichnung nutzt das bereits etablierte und bewährte Zweiwegemotiv. Dabei wird hier einmal der Jansenismus thematisiert, eine Frömmigkeitsbewegung innerhalb des französischen Katholizismus. Der Bischof Pieter Codde (1648-1710), ein Jansenist, gelangt auf dem linken Weg bis in den Himmel oben links.
Bei diesem schmalen Weg sind zwei einfach gestaltete Pforten zu entdecken: Die schmale Pforte unten, bei der sorgfältig jeder Stein eingezeichnet ist. Zum Schmuck ist ihr ein Kreis für eine Hostie aufgesetzt, darüber steht „Ewigkeit“. Weiter oben, am Ende des Pfades, kommt der Bischof und andere Wegbegleiter an ein einfacheren Rundbogen, hinter dem der „Himmel“ beginnt. Wie sieht es auf dem breiten Pfad gegenüber aus? Dort schreiten zahlreiche Menschen, assistiert vom Papst und anderen römisch-katholischen Geistlichen direkt in die Hölle, die unten rechts illustriert ist. Dort wurde der Himmelspforte von links ein Höllentor gegenüber gestellt, besetzt mit dem gallischen Hahn.
Das seltene Flugblatt „Coddige Droom van de Smalle en Brede Weg“ („Coddes Traum vom Schmalen und Breiten Weg“) ist mit „Tot Helmont by Dirk Purgatori“ signiert, was als fiktive Angabe angesehen wird. Möglicherweise ist das Zweiwegebild von dem Kupferstecher Carel Allard (1648-1709) in Amsterdam angefertigt worden, im Jahr 1705, unmittelbar nachdem in den Niederlanden von Cornelis Huyberts ein ähnliches Emblembild angefertigt worden war. 1706 erschien Allards Fassung dann als sechster Stich der Serie „Roma Pertubata“. Seit 1871 ist das Blatt Teil der Sammlung des British Museum und hat dort die Inventarnummer 1871,1209.4877.
Frederik Muller: De Nederlandsche Geschiedenis in Platen. Beredeneerde Beschrijving van Nederlandsche Historieplaten, Amsterdam 1863.
Frederic George Stephens, Mary Dorothy George: Catalogue of political and personal satires in the Department of Prints and Drawings in the British Museum, 1, London 1870.