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Francisco de Morales: „Benedicta de Yuriria“ (um 1580) und Maria Immaculata (um 1590)

Diese anonyme Darstellung der Maria Immaculata aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, um 1580, mit dem Titel „Benedicta de Yuriria“ wird dem Maler Francisco de Morales zugeschrieben. Zu beiden Seiten Mariens findet sich eine aufwendig gestaltete Himmelspforte, farblich zurückhaltend leicht grau bzw. blau, getragen von einem Engel, im Stil der Renaissance. Die Pforte oben rechts steht offen, die unten links ist (noch) geschlossen.

 

Unterhalb Mariens findet sich rechts noch eine massive Civitas Dei mit einer offenen Hauptpforte, von der man gut die Zinnen als oberen Abschluss sehen kann, wie es damals auf zeitgenössischen Werken üblich war (vgl. etwa eine Kupferstich von Raphael de Mey oder eine Malerei aus dem Kloster Santa María de Jesús in Sevilla). In der Civitas Dei befindet sich, neben Wohnbauten, auch eine Kirche, erkennbar an dem lateinischen Kreuz. Dennoch sind Einzelheiten kaum auszumachen, da die Architektur in einen fast schwarzen Farbton getaucht ist. Dadurch gelingt es Morales, einen scharfen Kontrast zum weißgelben Hintergrund herzustellen, als würde die Stadt im Schatten eines gleißenden Sonnenlichtes stehen. Solche Hell-Dunkel-Kontraste gelten gemeinhin als Qualitätsmerkmal. Das Ölgemälde, welches sicher für eine Kirche oder ein Kloster in Neuspanien angefertigt wurde, befindet sich heute im Museo Nacional del Virreinato der mexikanischen Stadt Tepotzotlán.

Iraida Rodríguez-Negrón: Emblem of victory, Washington 2002.
Sergi D. Garcia: La imagen de la mujer del apocalipsis en nuva Espana y sus implicaiones culturales, Valencia 2013.

 

Aus der Werkstatt des Malers kennt man noch eine weitere Immaculata-Darstellung. In Mexiko hat das Nationalmuseum der Erfindungen (das „Museo Nacional de las Intervenciones“), das seinen Sitz in Mexiko Stadt hat, eine eigene umfangreiche Sammlung frommer Gemälde. Ein älteres, 172 x 126 Zentimeter großes Ölgemälde aus den 1590er Jahren zeigt mittig links eine Himmelspforte und unten links die Civitas Dei. Die Details der vergoldeten Pforte mit Anklängen des Cusco-Malstils kann man gut erkennen, man sieht an den Seiten zwei Voluten, die wie Ohren abstehen. Dem Dreiecksgiebel sind kleine Schmuckkugeln aufgesetzt, die nochmals ein lateinisches Kreuz tragen: ein Symbol für die Herrschaft des christlichen Glaubens über die Welt.
So hell die Porta Coeli (hier „Celi“) dargestellt ist, so dunkel findet man die Civitas Dei vor. Problematisch ist vor allem, dass die grünlich braune Färbung der Stadt mit der des Hintergrundes identisch ist. Es ist eine ausgesprochen niedrige Stadt, die sich vor einem gewaltigen Berg im Hintergrund zu ducken scheint. Die schwungvoll gezeichneten Bauten erinnern an flämische Malerei, das Stadttor mit einer Rustika ist dem Festungsbau entlehnt, wie ja auch die Stadtmauer Teil der Befestigung ist. Sie springt links zurück, während rechts ein Baum die Einsicht verwehrt.

Zum Künstler:

Über das Leben und Schaffen von Francisco de Morales ist nicht wirklich viel bekannt. Schon seine Geburts- und Todesjahre sind umstritten. Das erste, was wir von Francisco de Morales wissen, ist, dass er seit 1566 in Mexiko-Stadt ansässig war. Nach seiner Schulausbildung arbeitete er als Maler zusammen mit dem Flamen Simón Pereyns, der 1566 nach Mexiko ausgewandert war. Beide schufen Altargemälde in Tepeaca, Mixquic, Malinalco und Ocuila, wovon sich jedoch nur das in Mixquic erhalten hat. 1572 war er für die künstlerische Gestaltung des Begräbnisses für Kardinal Mendoza verantwortlich. 1576 unterzeichnete der Maler Nuño Gómez einen Vertrag über den Abschluss des Hauptaltaraufsatzes in der Kirche von Yuririapúndaro mit Francisco de Morales als Maler und Juan Rodríguez als Bildhauer. 1593 sollte er mit Luis de Arciniega ein Altarbild in Cuauhtinchan anfertigen, was jedoch aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt wurde. Noch 1597 lebte Morales in der Stadt Puebla de los Ángeles, wo er kleinere Arbeiten für Luis de Arciniega ausführte.

 

tags: Civitas Dei, Maria Immaculata, Festung, Neuspanien, Mexiko, Porta Coeli, Museo Nacional del Virreinato Tepotzotlán
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