Der „Hortus Conclusus“, also der abgeschlossene oder der verschlossene Garten, war eines der Symbole Mariens, das in der Lauretanischen Litanei angeführt wird. Das Symbol entwickelte sich im späten Mittelalter und war aus dem Paradiesgarten hervorgegangen. Er repräsentiert Reinheit, Jungfräulichkeit und Schutz; mit dem Himmlischen Jerusalem steht es eigentlich nur indirekt in Verbindung und bildlich wird es nur selten zur Darstellung gebracht, nicht vergleichbar etwa mit dem Turm Davids oder der Lilie, die bevorzugt herangezogen werden, wohl auch, weil sie einfacher zu malen sind als ein komplexer Garten. Mitunter sind in solchen Gärten auch weitere Symbole Mariens gesetzt worden. In einem Ölgemälde mit dem Thema der Maria Immaculata, datiert auf das Jahr 1793, hat man die Himmelspforte eingesetzt, direkt zur rechten Seite des Gekreuzigten und einer Engelsfigur rechts. Umgeben ist die Pforte von einem Bewuchs, den man in einem Garten erwarten darf: links Blumen, oben ein Baum und unten ein weißer Bach, der über eine Wiese nach unten fließt.
Die einfach gehaltene Pforte ist dunkel wiedergegeben, fast schwarz. Die barocken Umrisse sind mit weißer Farbe gezogen, was eine Modeerscheinung am Ende des 18. Jahrhunderts gewesen war, vgl. die Malerei aus dem Museo de Arte Religioso in Popayán oder die Himmelspforte aus dem Franziskanerkonvent in Guadalupe. Das Bildnis hat ein anonymer Meister im Vizekönigreich Peru angefertigt, im Stil der Schule von Collao (Peru). Das Gemälde befindet sich heute in Bolivien, im römisch-katholischen Franziskanerkloster San Francisco in La Paz.
El templo de San Francisco de La Paz, Buenos Aires 1949 (Documentos de arte colonial sudamericano, 6).
Teresa Gisbert: El paraíso de los pájaros parlantes: la imagen del otro en la cultura andina, La Paz 1999.
Carlos Rosso Orosco (Hrsg.): La Iglesia y el Convento de San Francisco en La Paz, La Paz (2015).