Gus N. Emerson: „Love of Christ“ (1959) und Kopie in Ray Hall Adventures: „God’s Decalogue of Love“ (1961)

Auch andere Verlage orientierten sich an den Jerusalems-Bildnissen der Pacific Press Publishing Association oder der Review and Herald Publishing Association, die ja in großer Stückzahl weltweit vertrieben wurden und zumindest unter den Adventisten großen Einfluss ausübten. 1959 erschien die Erstauflage von „Love of Christ“ des adventistischen Pastors J. E. Gregory. Das Cover zeigt das Himmlische Jerusalem in einer Farbzeichnung von Gus N. Emerson, einem ansonsten wenig bekannten Illustrator aus Kalifornien, der noch als Zeichner von Automobilen und Schiffen nachgewiesen ist.

Emerson zeigt auf der Coverillustration eine pyramidale Stadtanlage in Anlehnung an Herbert Rudeen. Auffällig ist vor allem die farbige Mauer mit dem Edelsteinfundament, welches in mehrere Farbbänder unterteilt ist. Drei Tore befinden sich an jeder Seite, aus denen weißes Licht nach außen dringt. Auch aus Toren und Fenstern der Bauten darüber strömt immer wieder Licht und lässt Jerusalem als Lichterscheinung strahlen, was durch die doppelte Gloriole, die sich wie eine weißgelbe Kuppel über die Stadt zieht, noch verstärkt wird. So kann man oben den schwarzen Schriftzug des Buches gut festmachen. Im unteren Bereich scheint die Stadt auf einem Nadelwald gelandet zu sein, eine ganze Reihe von Tannen wurden durch das Fundament der Stadt weggedrückt und eingezwängt. Vor der Stadt erscheint eine Art Lichtung oder Wiese, belebende Elemente, wie etwa Tiere oder Menschen, sind nicht auszumachen. Im Stadtinneren findet man ansonsten die an die Antike angelehnten Tempelbauten, wie es bei Adventisten nun schon seit einem halben Jahrhundert Tradition hat (vgl. dazu den Tempelbau auf einer adventistischen Stadtdarstellung von 1892).

 

Einige Jahre darauf, 1961 erschien in Kanada „God’s Decalogue of Love“ („Die zehn göttlichen Gebote der Liebe“), welches an den Erfolg der Veröffentlichungen der Pacific Press Publishing Association und Review and Herald Publishing Association anzuknüpfen sucht. Hier hat der adventistische Pastor J. E. Gregory eine Covergestaltung von „Ray Hall Adventures“ aus Oshawa in Kanada ausgewählt, die thematisch eng an die ähnlichen Illustrationen aus den USA angelehnt ist. Wer konkret damals aus dem Studio „Ray Hall Adventures“ an dieser Illustration gearbeitet hat, kann heute nicht mehr herausgefunden werden. Eindeutig wurde aber das goldene Jerusalem von Gus N. Emerson in die Mitte des Covers eingearbeitet, ohne dass der Künstler namentlich angeführt wurde.
Unten findet man den ewigen Tierfrieden dargestellt: Ein Tiger links, der friedlich mit einem Lamm rechts vereint ist. Dazwischen finden sich Mitglieder einer idealen christlichen Familie in moderner westlicher Bekleidung: die Frauen in Röcken, während sie Blumen sammeln oder Weintrauben ernten – vielleicht eine Anspielung an das ewige Abendmahl, das im Himmlischen Jerusalem nach Lehre der Ostkirche gefeiert wird und dort auf Ikonen öfters dargestellt wird. An orthodoxe Kirchen erinnert auch das Himmlische Jerusalem unter einer gelb-weißen Gloriole. Es sind mehrere Bauten mit Zwiebeltürmen, alle einheitlich golden angemalt. An vielen Fenstern und Toren leuchtet es nach außen. Eine Stadtmauer ist nicht angedacht, die Stadt geht direkt in die Landschaft über. Der obere Jerusalems-Teil ist übrigens mit dem unteren Paradies-Teil durch eine Bogenbrücke verbunden, da auch im Jenseits die Menschen nicht fliegen können. Zwei Figuren, offensichtlich ein Paar, beschreiten gerade diese Brücke.

 

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