Louis-Charles-Marie Champigneulle (1853-1905): Himmelspforte aus Notre-Dame in Clisson (1888)
Clisson ist eine französische Gemeinde mit 7000 Einwohnern in der Region Loire. Die dortige römisch-katholische Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der von Kriegen beschädigte und verfallene Sakralbau wurde 1886 vom Architekten René Ménard (1843-1895) aus Nantes vollständig abgerissen und anschließend in zwei Jahren im Stil der Neorenaissance neu aufgebaut. Dabei mussten auch neue Fenster eingesetzt werden. Die Fenster zeigen unten jeweils eine Szene aus dem Leben von Maria und Jesus, im oberen Bereich jeweils ein Symbol der Lauretanischen Litanei. Eines dieser Fenster aus dem Kirchenschiff zeigt im unteren Bereich die Verkündigung Mariens. Im oberen Bereich ist die Himmelspforte zu finden, zusätzlich im Küchenlatein als „Janva Coeli“ gekennzeichnet. Nach einer ganzen Reihe von ähnlichen Fenstern mit diesem Motiv in Excideuil, in Le Croisic oder auch in d’Auvers-sur-Oise ist hier endlich einmal der Künstler namentlich bekannt: Es handelt sich im Fall von Clisson um Louis-Charles-Marie Champigneulle (1853-1905), einen französischen Glasmaler, der aus der damals berühmten Glasmalerfamilie Champigneulle stammte. Hergestellt wurden seine Fenster in Paris, wo heute noch auf dem Friedhof Père Lachaise Bleiglasfenster aus der Werkstatt von Charles Champigneulle zu sehen sind.
Auch in Clisson wurden Motive der Neorenaissance aufgenommen, zunächst in den drei Engelsfiguren, die mit ihren Flügeln das Fenster zu tragen scheinen, dann bei den opulenten Girlanden und bei weiteren Schmuckelementen um das zentrale Tondo mit der Pforte. Die eigentliche Pforte erscheint eher als ein Fenster, welches in eine Festung gesetzt ist und nicht bis an den Boden reicht. Links wie rechts der Pforte (bzw. des Fensters) sind schmale Schießscharten eingefügt. Bekrönt ist die Anlage mit einem lateinischen Kreuz, über welchem sich das hellblaue Schriftband befindet.
Beitragsbild: GO69, Clisson (44) Église Notre-Dame – Vitrail 22, CC BY-SA 4.0