Das Himmlische Jerusalem der Lutherbibeln wurde über das ganze 16. Jahrhundert immer wieder in Nuancen verändert, blieb jedoch im Prinzip konstant und ist sofort als Bild dieses Typus’ zu erkennen. Unmerklich verändert wurde der Holzschnitt für eine Zerbster Bibelausgabe. Auffällig sind vor allem die leuchtenden Farben und die Goldeinlegearbeiten, hier etwa bei den Engelsflügeln und den Dächern der Häuser. Die Nuancen sind so gekonnt, dass manche auch gar nicht an einen Holzschnitt glauben, sondern vermuten, es sei ein Kupferstich (was nicht der Fall ist). Das wegen seiner kostbaren Ausstattung „Zerbster Prunkbibel“ (auch Cranachbibel oder Prachtbibel) genannte Werk entstand 1541 nach der Bibelübersetzung von Martin Luther und wurde von Hans Lufft in Wittenberg gedruckt. Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586) schuf die Holzschnitte und orientierte sich eng an die Ausgabe von 1534. Das den Text und die Illustrationen der Apokalypse umfassende Werk befindet sich heute im Besitz der Stadt Zerbst, einer Nachbarstadt Wittenbergs in Sachsen-Anhalt. In Zerbst selbst lagerten bis April 1945 auch fast 500 Lutherbriefe und Handschriften, die in den letzten Kriegstagen fast vollständig verloren gingen. Cranachs Prunkbibel blieb jedoch wie durch ein Wunder vollständig und unbeschädigt erhalten.
Die Apokalypse: Zerbster Prunkbibel, ‚Cranachbibel‘. Nach der Übersetzung von Martin Luther, Leipzig 1973.
Ahuis Ferdinand: Die Zerbster Prunkbibel von 1541 und Lucas Cranach der Jüngere, in: Zerbster Heimatkalender, 56, 2015, S. 68-75.
Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich: Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder, München 2015.
Roland Enke, Katja Schneider, Jutta Strehle: Lucas Cranach der Jüngere. Entdeckung eines Meisters, München 2015.
Claus Bernet, Klaus-Peter Hertzsch: Martin Luther in seiner Zeit – und das Himmlische Jerusalem, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 40).