Zwischen den Jahren 1260 und 1280 entstand die Lambeth-Apokalypse. Sie wird heute unter der Signatur MS 209 in der Londoner Lambeth Palace Library aufbewahrt. Diese Lambeth-Apokalypse lehnt sich teilweise wieder eng an andere englische Apokalypsen ihrer Zeit an, etwa an MS Tanner 184 von etwa 1250. Sie war jedoch durchaus originell, was beispielsweise die schräge Mauer der Stadt und die darüber schwebenden Gestirne sowie auch eine Eule belegen, was später von den Cloister-Apokalypsen übernommen werden sollte. Fol. 37v, fol. 38r und fol. 38v zeigen das Himmlische Jerusalem, erst als asymmetrische Himmelserscheinung, dann als quadratischen Bau auf einem Hügel und schließlich mit dem Lebensfluss, der die neue Schöpfung befruchtet.
Eine Kopie der Lambeth-Apokalypse (bzw. der Tanner-Apokalypse) ist die lateinische Cambrai-Apokalypse, die auf etwa 1400 datiert wird. Ihren Namen hat sie von der Stadtbibliothek zu Cambrai bekommen, wo die Pretiose heute aufbewahrt wird (MS 422). Die entsprechenden Seiten sind fol. 98v, 104r und 104v. Die Umrisszeichnungen sind zu den Vorlagen besonders ähnlich, die durchgängig grünstichige Kolorierung differenziert. Weggelassen wurde vor allem die starke Hintergrundfärbung der teilvergoldeten Lambeth-Apokalypse. Die Reihenfolge der Motive, die Proportionen und sogar physiognomische Details wurden von den früheren Apokalypsen in einer Art und Weise übernommen, dass wir davon ausgehen müssen, dass dem Kopisten eines der vorangegangenen Werke in der Malwerkstatt physisch vorlag. Was die Hintergründe dafür sind, dass nach etwa einhundertfünfzig Jahren auf einmal viel Mühe und sicher auch Geld in eine Kopie investiert wurden, kann lediglich vermutet werden. Um 1400 waren jedenfalls Stundenbücher und der Pilgerroman von Guillaume de Digulleville angesagt, sicher nicht Apokalypsenbilder aus dem englischen 13. Jahrhundert.
The Lambeth Apocalypse. Manuscript 209 in Lambeth Palace library, London 1990.
Anna Sigridur Einarsdóttir: Perceptions of reality in the late Middle Ages. A hypothesis on the Lambeth Apocalypse (Lambeth Pal. Lib. MS 209) as seen through the eyes of Eleanor de Quincy, University of London, 1996.
Jane Heinrichs: Revelation and romance. Antichrist in the Lambeth Apocalypse, University of London, 2006.