Im Jahr 1778 wurde, anlässlich einer Kirchenneugestaltung, in der protestantischen Kirche von Tingstad (Östergötlands län, eine historische Provinz in Südschweden) eine hölzerne Altarumfassung gezimmert, die in etwa einem katholischen Lettner entspricht. Die Arbeiten wurden von Jacob Löfgren (1733-1813) aus Mogata (ebenfalls Provinz Östergötland) ausgeführt und zwei Jahre später von einem unbekannten Meister aus Norrköping und mehreren Gesellen bemalt. Unter den Gesellen befand sich erneut ein Löfgren, möglicherweise ein Verwandter des Bildhauers oder auch dieser selbst.
Eines von sieben Paneelen zeigt auf der linken Seite eine emblematische Szene zum Thema „verfehltes Leben“: Eine arme Seele auf der Bildmitte versucht vergebens, die Krone des ewigen Lebens zu erlangen. Zwar erhebt der Mensch flehend seinen linken Arm, doch ein Karren in seiner rechten Hand hält ihn am Irdischen fest. Hierauf liegt, woran sein Herz hängt: Eine irdische Krone (als Gegenstück zur himmlischen Krone der Märtyrer oben rechts in den Wolken, wie bereits au der „Leyter zu der Himmelspfort“ von 1630), und vor allem zahlreiche Münzen, die für Macht, Ansehen und Wohlstand stehen. Der abgestorbene Baum links ist ein Verweis darauf, dass hier kein Leben erwächst. Wie zum Hohn erscheint rechts im Himmel die Stadt Jerusalem, welche dieser Mensch so anscheinend nicht erreichen wird. Die Stadt ist unspektakulär dargestellt, ohne Mauer, Engel oder Edelsteine, lediglich durch einige rötgefärbte aneinandergesetzte Bauten, die an Kirchtürme erinnern.
Über dem Ganzen ist zu lesen: „Sperno Meljora Sperando“, gemeint ist: „Sperno Meliora Sperando“, also in etwa „Ich verachte, indem ich Besseres erhoffe“. Es ist eine freie Abwandlung des pietistischen Mottos „Hoffnung auf bessere Zeiten“ von Philipp Jacob Spener.
Åke Nisbeth: Tingstads kyrka, Linköping 1983.
Beitragsbild: Västgöten, Tingstads kyrka – allegorisk målning på altarrundeln från 1780, CC BY-SA 3.0