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Vrancke van der Stockt: Weltgerichts-Triptychon (1459)

Das kleine Detail zeigt ein ungewöhnliches Himmlisches Jerusalem: Engel geleiten zwei oder drei Menschen, vermutlich auch ein Ehepaar, zu einer Himmelspforte. Diese ist wie ein spätmittelalterliches Stadttor gestaltet. Es befindet sich ganz außen links. Nach Durchschreiten dieser Pforte geht es auf einem gewundenen Pfad weiter den Zionsberg hinauf, von dort noch weiter nach oben in himmlische Gefilde. Petrus ist hier nicht mehr notwendig. Diese neue Konzeption, die den Betrachtern eine kleine Geschichte erzählt, ist ganz anders als die Jerusalemsdarstellungen zuvor. In der Zukunft sollte diese Fassung noch öfters aufgenommen werden und die Zweiwegedarstellungen in den Niederlanden beeinflussen.
Der kleine Ausschnitt gehört zur linken Tafel eines 326 x 195 Zentimeter großen Triptychon, welcher dem Brüsseler Meister Vrancke van der Stockt (vor 1420-1495) zugeschrieben wird. Van der Stockt ist in der Kunstgeschichte vor allem als „Erbe und Popularisierer“ von Rogier van der Weyden bekannt, seine eigenen Werke fanden weniger Beachtung.
Das Triptychon wurde nach fünf Jahren 1459 vollendete. In seiner Mitte zeigt er Christus Pantokrator, links die Erlösung, rechts die Verdammnis. Die rötliche Tönung ist auf beiden Seitenflügeln zu finden, es ist eine stilistische Besonderheit der Spätgotik am Übergang zur Renaissance.
Um 1860 wurden die Seitenteile des Triptychons gestohlen, tauchten aber 2003 im Antiquitätenhandel wieder auf. Das Ölgemälde, einst für eine Kirche gedacht, befindet sich heute im Stadtmuseum der spanischen Metropole Valencia (Museu d’Història de la Ciuta).

Fritz Koreny: Drawings by Vrancke van der Stockt, in: Master Drawings, 41, 3, 2003, S. 266-292.
Campbell, Lorne & Van der Stock, Jan. Rogier van der Weyden: 1400-1464. Meister der Leidenschaften, Leuven 2009.
Roger Van Schoute, María del Carmen Garrido Pérez: Le retable du jugement dernier de l’Ayuntamiento de Valencia et l’oeuvre de Vrancke van der Stockt, in: Roger Van Schoute, Carmen Garrido (Hrsg.): La pintura europea sobre tabla, Madrid 2010, S. 100-104.

 

tags: Spätmittelalter, Valencia, Niederlande, Triptychon, Altargemälde, Himmelspforte, Zionsberg
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